Holden Hurricane: Flunder aus Down Under
- 26. August 2016
- Red. OLDTIMER MARKT
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Exakt 99 Zentimeter misst der Holden Hurricane in der Höhe
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Der Achsantrieb ragt unverkleidet aus dem Heck wie bei einem Rennwagen, darüber die Rückfahrkamera
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Die Kanzel schwenkt hydraulisch betrieben in einem Stück nach vorne, die Sitze fahren den Passagieren dabei elektisch betätigt entgegen
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Der Glitterlack mit Aluminium-Flakes war offensichtlich von amerikanischen Custom-Cars inspiriert
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Kein Mock-Up: Der Hurricane ist wieder voll einsatzfähig
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Nicht gerade praktisch: Die nach hinten schwingende Motorhaube gibt nur einen kleinen Spalt zum Motorraum frei
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Hier gut zu erkennen: Der Metalflake-Lack glitzert wie ein Autoscooter
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Holden-Ingenieure restaurierten den Hurricane in ihrer Freizeit
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Die Fibergalss-Karosserie wurde komplett auf Vordermann gebracht
Australien, das ist nicht nur geographisch ganz weit weg, auch in den Köpfen von Oldtimerliebhabern scheint der fünften Kontinent ein weißer Fleck zu sein. Zu unrecht, wie wir finden. Denn "Down Under" hat in automobilhistorischer Sicht mehr zu bieten als ewig lange "Road-Trains" und zu Pick-Ups mutierten Limousinen: die Marke Holden zum Beispiel.
Der Hurricane
Die seit 1931 zu General Motors gehörende Marke baute anfangs eigene Karosserien auf Buick- und Dodge-Fahrgestellen ehe eigene Produkte den australischen Markt eroberten. Erst im Jahr 1969 baute die Marke mit dem Löwen im Logo ihr erstes eigenes Konzeptauto. Und was für eines: Der auf der Melbourne Motorshow präsentierte Hurricane war seiner Zeit um Lichtjahre voraus.
Dabei waren die herausragenden Features nicht das Design mit der ultraflachen Silhouette, der nach vorne schwenkbaren Glaskuppel, oder den verkleideten Hinterrädern, sondern die vielen kleinen Technik-Gimmicks die teilweise heute noch nicht zum Serienstandard gehören. Die in Metalflake-Orange lackierte Flunder verfügte bereits über eine sich automatisch regulierende Klimaanlage, eine Gurtautomatik und Sitze die nach dem Öffnen der Kanzel elektrisch in eine zum Einsteigen bequeme Position schwenken.
Wegweisende Features
Doch damit nicht genug, entwickelten die Holden-Ingenieure eine Art Navigationssystem welches dem Fahrer über im Cockpit eingelassene Pfeile den Weg wies. Das ganze System setzte allerdings magnetische Geber am Fahrbahnrand voraus, mitunter ein Grund warum sich dieses Art der Zielführung nicht durchsetzte. Purer Futurismus schien 1969 neben den Digitalinstrumenten zur Anzeige der Geschwindigkeit auch der völlige Verzicht auf Rückspiegel zu sein. Stattdessen übertrug eine im Fahrzeugheck montierte Kamera das rückwärtige Geschehen auf einen schwarz-weiß-Bildschirm in der Mittelkonsole. Der Glitterlack mit Aluminium-Flakes war offensichtlich von amerikanischen Custom-Cars inspiriert
Sicherheitsschlösser, ein Feuerwarnsystem, der integrierte Überollbügel und ein ausgeschäumter Tank setzten hingegen ein erstes Ausrufezeichen zum Thema passive Sicherheit. Dagegen fiel der neuentwickelte und mittig montierte 4,2-Liter-V8 kaum noch groß ins Gewicht. Die 262 PS starke Leistungsquelle stellte jedoch die Urform des noch im selben Jahr vorgestellten Motors dar, der für Jahrzehnte eine Vielzahl von Holden-Fahrzeugen antreiben sollte.
Feierabend-Restaurierung der etwas anderen Sorte
Nachdem der Hurricane nach seiner furiosen Premiere bei einer Berufsschule in der Versenkung verschwand, kam das Konzeptauto 2006 wieder zurück zu Holden. Dort restaurierten einige Mitarbeiter aus den Design- und Entwicklungsabteilungen den Hurricane in freiwilliger Feierabendarbeit wieder originalgetreu bis hin zum glänzenden Glitterlack auf der Fiberglashülle.
Unter www.holden.com.au gibts außerdem eine kurze Reise durch die Geschichte der Marke Holden zu entdecken.