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50 Jahre Alfa Romeo Giulia

Vor 50 Jahren, im Sommer 1962 präsentiert Alfa Romeo auf der Rennstrecke in Monza die Giulia 1600 TI. Das neueste Modell der Autoschmiede begründet als eine Kreuzung aus Mittelklasselimousine und Sportwagen ein völlig neues Segment, mit für die Zeit beeindruckenden 92 PS. Damit befindet sie sich leistungsmäßig auf dem Niveau eines Porsche 356, eignet sich durch vier Türen und Platz für bis zu sechs Personen aber auch als Familienwagen.

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Sportliches Herz

Das Herz des neuen Automobils stammt aus dem Motorsport: Block und Zylinderkopf sind aus Aluminium gegossen, zwei obenliegende, von einer Doppelkette angetriebene Nockenwellen steuern die Ventile. Der Leichtmetallmotor überträgt seine Kraft per Fünfganggetriebe auf die Hinterachse. Auch mit der Höchstgeschwindigkeit von 169 km/h setzt die Giulia 1600 TI neue Maßstäbe im Limousinenumfeld.
Dazu wird die Karosserie im Windkanal optimiert. Dieses Vorgehen ist im Serienfahrzeugbau bisher völlig unüblich, wirkt sich bei der Giulia vor allem auf das Heck aus. Der Kofferraum bildet mit einer breiten Sicke ein so genanntes Kamm-Heck, der Cw-Wert von 0,34 ist nicht nur im Erscheinungsjahr beachtlich. Alfa Romeo wirbt selbst mit dem Slogan „Vom Wind modelliert".

Inhaltsbild Ein weiteres Novum ist die auf Unfallschutz bedachte Sicherheitskarosserie mit definierten Crashstrukturen. Mit dem Baureihencode 105 versehen, entspricht das Fahrwerk der Giulia bis auf kleine Verbesserungen dem der Vorgängerin Giulietta. So kommen an der Vorderachse zusätzliche obere Querlenker zum Einsatz, die Hinterachse wird nun von neu gestalteten Längslenkern und einem T-förmigen Reaktionsdreieck wesentlich besser geführt.
1963 hält mit der Giulia 1600 TI Super auch eine Sportversion auf den Rennstrecken Einzug, die von einem durch zwei Weber-Doppelvergaser auf 113 PS erstarkten Motor angetrieben wird. Die Felgen sind aus Elektron gegossen, einer besonders leichten, aus dem Flugzeugbau stammenden Magnesium-Aluminium-Legierung. Insgesamt ist die nur 501 mal gebaute Giulia 1600 TI Super rund 100 Kilogramm leichter als die zivilere Variante.

Inhaltsbild Die "kleine" Giulia

1964 wird die Giulia-Palette mit der Präsentation der Giulia 1300, einem Automobil für den "Otto-Normal-Alfista", abgerundet. Die Insassen nehmen jetzt auf Einzelsitzen Platz, das Getriebe hat zwar nur vier statt fünf Gänge, den Schalthebel dafür aber auf der Mittelkonsole. Der Motor entspricht dem 1,3-Liter-Vierzylinder der Giulietta TI. Allerdings ist die Giulia mit fast 100 kg mehr Gewicht und nur 78 PS anfangs leicht untermotorisiert, erst mit Leistungssteigerungen auf bis zu 88 PS weiß sie zu überzeugen.
Ab 1965 wird parallel zum Modell 1600 TI die Giulia 1600 Super angeboten, Mittelschaltung, fünf Sitzplätze und 40er Weber-Doppelvergaser sind bei beiden Varianten nun Standard.

Inhaltsbild Wer seinerzeit seine Transportaufgaben möglichst flott erledigt haben möchte, greift auf die vom Mailänder Karosseriebetrieb Colli umgerüstete Giulia in Kombi-Ausführung zurück, von der lediglich 200 bis 500 Exemplare entstehen.

Zu viele Schönheits-OPs?

1967 werden die 1300er und 1600er Giulia optisch überarbeitet, im Armaturenbrett finden sich nun Rundinstrumente anstelle des Bandtachos.
Weitere Aufbesserungen lassen nicht lange auf sich warten, im Jahr 1969 profitieren alle Modellvarianten von unter anderem einer hydraulisch betätigten Kupplung. Die Giulia 1600 S ersetzt das Modell 1600 TI, der in Leistung und Verbrauch leicht reduzierte Motor soll die Eigenschaften als Langstreckenfahrzeug unterstreichen. Ein Hinterachs-Stabilisator und ein modifiziertes Reaktionsdreieck gestalten das Fahrverhalten der Giulia 1600 Super noch sportlicher.

Inhaltsbild 1974 folgt der tiefgreifendste Eingriff in der optischen Erscheinung der nun Nuova Giulia genannten Limousine: Die vier Hauptscheinwerfer weisen nun die gleiche Größe auf, gleichzeitig muss die Kofferraumhaube ohne ihre charakteristische Sicke auskommen. Die Beliebtheit der Giulia führt dazu, dass in der Areser Fabrik bis zum Produktionsstopp 1978 knapp 560.000 Stück der verschiedenen Versionen der Giulia vom Band rollen.

Giulias zahlreiche Verwandte

Rund um die Giulia entsteht schnell eine ganze Modellfamilie. Anfangs übertragen die Marketingstrategen den Namen Giulia kurzerhand auf Fahrzeuge, die in Wahrheit noch auf der Vorgänger-Baureihe 101beruhen. Nur der 1600er Motor von Giulia Sprint (1962), Giulia Spider (1962) und Giulia Sprint Speciale (1963) stammt aus dem neuen Baukastensystem. Auch der von einem Achtzylinder angetriebene Montreal (1971) gilt offiziell als Angehöriger der Baureihe 105. Selbst der von Stardesigner Franco Scaglione gezeichnete Tipo 33 und die auf einem Gitterrohrrahmen aufbauende Giulia TZ, gehören zur erweiterten Verwandtschaft.

Inhaltsbild Die technische Basis der Giulia ist so variabel, dass auf dem Chassis der Limousine eine ganze Reihe weiterer Modelle entstehen. Das Designstudio Bertone entwickelt beispielsweise das Coupé Sprint GT, schlicht als „Bertone" bekannt. Im Laufe der Zeit wächst der Hubraum über zunächst 1.750 Kubikzentimeter bis auf satte zwei Liter an, das Kürzel GT erhält die Ergänzung V für „Veloce". Die Motorsportabteilung Autodelta konstruiert eine Ultraleichtbau-Version mit einer Alu-Karosserie und Doppelzündung - der spektakuläre und in zahlreichen Tourenwagenrennen siegreiche GTA. Von Zagato kommt ein außerdem keilförmiges, zweisitziges Coupé auf Basis der Giulia. 1968 stellt Alfa Romeo der Giulia zusätzlich die etwas größere Limousine 1750 Berlina zur Seite.
Nicht bei Alfa Romeo, sondern bei der Karosseriebau- und Designfirma Pininfarina wird ab 1966 der Alfa Romeo Spider gebaut. Auch der offene Zweisitzer, dessen Urversion im Film „Die Reifeprüfung" als Auto von Jungstar Dustin Hoffman unsterblich wird, stammt von der Giulia ab. Ihre Gene leben in den verschiedenen Generationen des Spiders noch bis Mitte der 1990er Jahre weiter.

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