Das Runde wird zum Eckigen

Zehn Jahre nach dem berühmten Amazon präsentierte Volvo am 17. August 1966 den neuen 140 und der Umbruch hätte radikaler nicht sein können. Vorbei war es mit den sinnlichen Rundungen der schönen Vorgängerin, der Neue war ein kantiger Bursche, der so unterkühlt wirkte wie der Norden seines Heimatlandes. Designer Jan Wilsgaard hatte auf jedweden modischen Schnickschnack verzichtet und eine sachliche Limousine von schlichter Eleganz gezeichnet, die das Volvo-Design der nächsten 30 Jahre prägen sollte. Spötter unkten allerdings ob der kantigen Form vom "schwedischen Ziegelstein".
Dem viertürigen 144 wurde im Frühjahr 1967 der zweitürige 142 zur Seite gestellt, im Herbst folgte der Kombi 145, der eine fast zwei Meter lange Ladefläche bot. Unter dem Blech blieb es zunächst beim bekannten B18-Vierzylinder mit 75 PS. Eine Version mit Doppelvergasern und 100 PS war ebenfalls erhältlich, ehe 1969 der neue Zweiliter-B20-Motor mit 82 PS eingeführt wurde.

Sicherheit ist durch nichts zu ersetzen...

...außer durch noch mehr Sicherheit. So bot der neue Volvo neben den in Schweden fast schon obligatorischen Dreipunkt-Sicherheitsgurten noch weitere, neuartige Sicherheits-Merkmale. Die Karosserie aus dem berühmten "Schweden-Stahl" war nicht nur außergewöhnlich verwindungssteif, sie enthielt neben genau berechneten Knautschzonen auch einen ins Dach integrierten Überrollbügel. Die Lenksäule knickte beim Frontalaufprall an einer Sollbruchstelle ein und schob sich dadurch nicht in den Innenraum, Lenkrad und Armaturenbrett waren gepolstert, die Türschlösser aufsprungsicher. In den Türen befand sich darüber hinaus noch ein massiver Seitenaufprallschutz, der bei seitlichem Feindkontakt das Schlimmste verhinderte.

Millionär und weitreichende Karriere

Auch in Deutschland erfreute sich die solide Baureihe großer Beliebtheit. Innerhalb von sieben Jahren versechsfachten (!) sich hierzulande Volvos Verkaufszahlen. Als im Sommer 1974 der letzte Volvo 140 das Werk in Torslanda verlässt, ist die Baureihe mit rund 1,25 Millionen Exemplaren der bis dahin erfolgreichste Volvo und Schwedens erster Stückzahl-Millionär. Geschlagen wurde er nur von seinem Nachfolger: dem Volvo 240 - der genau genommen nur eine Weiterentwicklung des 140 war und der bis 1993 gebaut wurde. Keine schlechte Karriere für einen Ziegelstein!