30 Jahre 3000 GT

Vorreiter aus Fernost: Was Mitsubishi Porsche voraus hatte

Hochgeladenes Bild Exotischer als ein Ferrari: Gerade mal 938 Exemplare des 3000 GT fanden hierzulande einen Käufer

Asia-Express

Kaum zu glauben, dass die brave Mittelklasse-Marke neben Colt & Co. einst einen derartigen 300-PS-Macho auf die Räder gestellt hat. Es hat fast etwas UFO-mäßiges, wenn der 3000 GT mit Topspeed vorbei fliegt. Zumal das Sportcoupé, dessen Produktion vor nunmehr 30 Jahren begann, mit einem irren Technikpaket protzt.

Friedlich steht er da, der knallrote Flachmann und knistert vor sich hin. Hat Klappscheinwerfer und Flügel eingefahren und wirkt doch so, als wolle er gleich wieder lossprinten. Das Hitzeflimmern über der flachen Schnauze lässt nicht nach: Eben noch hat der doppelt aufgeladene V6 sein sattes Drehmoment auf der Landstraße ausgespielt, jetzt heißt es erst mal Durchatmen. Sein Besitzer Tim Heutz, dessen Exemplar des Japan-Sportlers wir für OLDTIMER PRAXIS 6/2015 unter die Lupe nahmen, öffnet die Motorhaube und lässt das nur leise mit den Hydrostößeln tickernde Turbotriebwerk nochmal nachlaufen. Die langen Ladeluftschläuche, die sich ums quer eingebaute Aggregat schlingen, lassen erahnen, woher die Kraft kommt.

Hochgeladenes Bild Ausnahmsweise ohne Funktion: Die charakteristischen Kiemen an der Flanke. Aufgrund der flachen Linie braucht es zur Abdeckung der Federbeindome Hutzen in der Motorhaube

So ein "Twin Turbo" gehörte zum guten Ton in der Zeit, in der die japanischen Hersteller mit ihren Sportwagen richtig aufdrehten. Ob Toyota Supra, Nissan 300 ZX oder auch Honda NSX – selbst der Mazda RX-7 schnupperte in den Neunzigern an der 300-PS-Marke. Der Mitsubishi aber sollte sie mit seiner Technikoffensive alle übertrumpfen. Er ist eigentlich das Paradebeispiel dieser Zeit. Gebaut in zwei Serien zunächst von 1990 bis 1994, mit optischen und technischen Modikationen (unter anderem einem Sechsganggetriebe) schließlich bis 1999. Dazu muss man wissen, dass der 3000 GT das Kind einer Kooperation mit Chrysler ist. In den USA verkauften sich die GT-Modelle rund 86.000 mal. Den Dodge Stealth nicht eingerechnet, der unter seinem Kleid ebenso ein Mitsubishi 3000 ist...

Hochgeladenes Bild Der Biturbo-V6 ist ein robuster Geselle. Sein Ladedruck liegt bei moderaten 0,6 bar

Was der 3000 GT seinerzeit an Technikfeatures vorlegte, ist selbst heute keine Selbstverständlichkeit. Nur so als Tipp: Wenn Sie sich unter den aktuellen Sportwagen umschauen, achten Sie mal auf den Porsche 911 Turbo – da fällt Ihnen sicher die Hinterachslenkung auf. Und vor allem auf jenes Merkmal, das die Zuffenhausener 25 Jahre nach dem Mitsubishi "Active Aerodynamics" nannten. Da war der Japaner in dieser Klasse Vorreiter...

Hochgeladenes Bild Abgesehen vom klobigen Airbag-Lenkrad macht das solide Cockpit richtig Appetit

Gerade mal 938 Exemplare brachte Mitsubishi bis 2001 in Deutschland an den Mann. Mitsubishi-Experten wie die Gebrüder Praxl aus München betreuen GT-Modelle allerdings nach wie vor guten Gewissens. Robert Praxl zerstreut sogleich die Befürchtung, dass der Kauf eines zumindest halbwegs gepflegten GT in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang münden könnte. Die scheinbar so komplexe Materie des Mitsubishi ist seiner Erfahrung nach durchaus robust und alltagstauglich, wenn man allen Bereichen die entsprechende Aufmerksamkeit schenkt. Das Thema Rost spielt in diesem Gespräch übrigens so gut wie keine Rolle.

Wenn man erst mal einen hat, sind beim Mitsubishi 3000 GT also keineswegs Sorgenfalten garantiert. Dagegen kann die Suche nach dem raren Traumwagen richtig Kopfzerbrechen bereiten. Nach Europa kam der 3000 GT erst 1992, gut erhaltene Exemplare knacken mittlerweile die 15.000-Euro-Marke.

Der Original-Artikel erschien in OLDTIMER PRAXIS 6/2015. Dort lesen Sie unter anderem, worauf Sie beim Kauf eines 3000 GT achten müssen.

Hochgeladenes Bild Aktive Aerodynamik: Der Heckspoiler stellt sich ab Tempo 80 automatisch um 14 Grad an