Traditionsmarke wird kroatisch: Rimac übernimmt Bugatti
- 09. Juli 2021
- Lukas Hambrecht
Da kann der Name noch so klangvoll sein: Für Volkswagen ist die Marke Bugatti ziemlich irrelevant, gerade in Anbetracht der bevorstehenden Herausforderungen, vor denen die Automobilindustrie im Moment steht – Digitalisierung, Elektromobilität, Autonomes fahren. 1500-PS-Boliden für Millionenbeträge scheinen da nicht mehr ins strategische Konzept eines Weltkonzerns zu passen. Im Jahr 2020 verkaufte der Hersteller aus dem elsässischen Molsheim gerade mal 77 Autos, 2016 war es gar nur ein einziges.
Das Gerücht, dass Bugatti mit der E-Auto-Firma Rimac zusammengehen würde, machte schon länger die Runde. Jetzt ist es offiziell: VW ist nur noch indirekt über die Konzerntochter Porsche an Bugatti beteiligt und Mate Rimac, Gründer des Automobilherstellers Rimac Automobili, in Zukunft auch Chef von Bugatti. Für Autofans ist die Nachricht zunächst mal ein Schock: Die im Jahr 1909 von Ettore Bugatti ins Leben gerufene Traditionsmarke, die in den zwanziger Jahren die Rekordzahl von 2000 Rennsiegen erreichte und mit dem von Ettores Sohn Jean entworfenen Atlantic den Höhepunkt des Art déco im Automobilbau ablieferte, gehört nun also zu einem kroatischen Start-up-Unternehmen, das zudem auch noch Elektroautos baut.
Aber vielleicht passt es ja doch: Ettore Bugatti (1881) stammte aus einer Künstlerfamilie, stellte sein Talent als Konstrukteur bereits als Jugendlicher unter Beweis, und baute sein erstes Auto mit 29 Jahren. Gegen den Trend der Zeit baute er kleine und doch hochwertige Autos wie den T 35, der sein größter Wurf war. Mate Rimac gilt dagegen als der kroatische Elon Musk und war als Flüchtlingskind aus Bosnien bereits früh von Autos und Technik begeistert. Mit 17 reichte er sein erstes Patent ein, mit 19 baute er einen BMW E30, mit dem er in den Motorsport einsteigen wollte, nach einem Motorschaden vom Verbrenner zum Elektroauto um. Heute ist er 33 und Rimac eine feste Größe in der Automobilindustrie, die den restlichen Herstellern dabei hilft, den Abstand zu Tesla zu verringern und jüngst ihren 1000. Mitarbeiter eingestellt hat. Nebenbei baut er erfolgreich Elektroautos mit weit über 1000 PS.
Mut und Erfindergeist gehörten von Beginn an zum Mythos vom Bugatti. Vielleicht ist ja Rimac einer, der der Marke wieder zu Relevanz verhelfen kann...