Originalität steht bei Klassikern immer höher im Kurs. Ein mittelmäßiges Fahrzeug kann wegen seiner unverfälschten Originalsubstanz mitunter wertvoller sein als ein kompletter Neuaufbau in makellosem Zustand. Das etablierte Schulnotensystem kann dies bisher nur unzureichend abbilden, denn es erfasst bekanntlich nur den technischen Ist-Zustand eines Oldtimers. Vor allem Computerprogramme der Versicherungen haben damit ein Problem, denn hier sind Werte für Fahrzeuge hinterlegt. Weicht eine Preisnotierung von der zu erwartenden ab, kann es Probleme mit der EDV geben. Seit einiger Zeit beschäftigt sich eine Expertenrunde im Parlamentskreis Automobiles Kulturgut (PAK) mit diesem Thema. Auf der jüngsten PAK-Sitzung hat die Arbeitsgruppe Zustandsnoten, bestehend aus Classic-Data-Chef Martin Stromberg, Versicherungsexperte Peter Diehl, Diplom-Restauratorin Dr. Gundula Tutt und Norbert Schroeder vom TÜV, ein Konzept vorgestellt. Und das ist denkbar einfach: Die Zustandsnote wird einfach durch ein Ausrufezeichen ergänzt, mit dem der Computer im Gegensatz zu langen Anmerkungen problemlos umgehen kann. Das "!" weist darauf hin, dass weitere Faktoren den Wert bestimmen, die im Anhang ausführlich erläutert werden. In so einem Fall kann man die Schadensregulierung nicht wie meistens einem Computer überlassen. "So können Sie bei einer erforderlichen Fahrzeugreparatur gegenüber dem Versicherer nachweisen, dass der Fall einer gesonderten Abwicklung bedarf oder eine Wertminderung wegen Substanzverlust vorliegt", erklärt Stromberg. "Es kann sein, dass eine neu lackierte Stelle mühevoll von Hand an den Zustand des Originallacks angepasst werden muss, was ein Vielfaches einer normalen Lackierung kostet." Noch ist die Novelle, von der nur vollständige Gutachten und keine Kurzbewertungen betroffen sein würden, nicht endgültig beschlossen, denn zunächst wird ein Beispielkatalog als Leitfaden für die Gutachter erarbeitet. Weitere Informationen soll es auf der nächsten PAK-Sitzung im März 2020 geben.