Kühlmittel-Revolution

Die Lösung aller Kühlprobleme? Ein Fan sagt: Ja!

Hochgeladenes Bild Not macht erfinderisch: Auf der Suche nach einer Lösung für sein Kühlmittel-Problem stieß Hobby-Schrauber Christoph Hemkentokrax auf eine erstaunliche Lösung

Eigentlich wollte er nur seine Plaketten retten und sein Auto vorm Hitzetod schützen. Darüber entdeckte ein Citroën-Fan zufällig ein Wunder-Wasser, das die Kühlprobleme aller Oldtimer lösen könnte – und noch viel mehr...

"Früher war mehr Lametta!", lacht Christoph Hemkentokrax augenzwinkernd und reißt das Garagentor auf. Dann hält er einen Moment inne und blickt andächtig auf sein Werk, einen Citroën 11CV, dessen Kühlergrill übersät ist mit bunten Plaketten vergangener Oldtimer-Events. Für den Ostwestfalen sind die Embleme Kunstwerke, in deren Details er sich "stundenlang verlieren kann." Als Frührentner hat er auch die Zeit dazu.

Neben dem optischen Aspekt ("Bei dem ganzen Schwarz des 11CV wird man ja depressiv!") haben die Plaketten für ihn aber noch einen weiteren wichtigen Aspekt: Sie sind Erinnerungen an Ausfahrten, die der Junggeselle bisweilen allein, meist aber mit seinen Kameraden vom Veteranen-Stammtisch Höxter unternommen hat. Zum Beweis fischt Hemkentokrax das Fahrtenbuch aus dem Handschuhfach: "Sehen Sie, hier der letzte Veranstaltungs-Eintrag, die Classic Gala in Schwetzingen Ende 2018. Ganz schön lange her...", seufzt der Citroën-Fan. "Wäre die Pandemie nicht dazwischen gekommen, hätte ich den Grill vergangenes Jahr wohl vollgemacht. Zumal der Wagen jetzt wieder läuft wie ein Glöckchen."

Dass ein Plus an Masse auch mehr Wärme aufzunehmen vermag, zeigte sich beim ersten Fahrversuch: "Auf langen Steigungen unter Volllast kletterte die Temperaturanzeige auf rund 120 Grad – aber der Kühler kochte nicht über!"

Citroën-Fan Hemkentokrax ist begeistert

Mit diesem Zustand war es schlagartig vorbei gewesen, als Hemkentokrax auf dem Heimweg von Schwetzigen an einer langen Steigung im Siegerland die Kopfdichtung um die Ohren geflogen war. Nach Hause war es per ADAC-Transporter gegangen. "Beim nächsten Stammtisch konnte ich mir natürlich was anhören! 'Pro Plakette – contra Kühlluft' und solche Sprüche. Da habe ich mir gedacht: Euch zeig ich's!"

Hochgeladenes Bild Ob Entkalken, Hochleistungsnetz oder Water Wetter – die Leistung des 11CV-Kühlsystems blieb mangels Durchströmung zu gering

Daheim griff Hemkentokrax in sein OLDTIMER-MARKT-Archiv, nahm sich sämtliche Beiträge zum Thema Kühlsystem vor: "Ich habe alles ausprobiert, von Entkalken über den Einbau eines Hochleistungs-Netzes bis hin zu Zusätzen wie Water Wetter – nichts brachte wirklich durchschlagenden Erfolg."

Der stellte sich zufällig ein, als der Ostwestfale einem Freund von seinem Problem berichtete. "Der Mann ist Ingenieur in einem deutschen Kernkraftwerk. Beim nächsten Besuch drückte er mir einen handwarmen Fünfliter-Kanister in die Hand mit den Worten, das sei schweres Wasser, das er aus dem Abklingbecken geschöpft habe..."

Hochgeladenes Bild Kanister aus dem Abklingbecken: Wird schweres Wasser künftig auch Ihren Oldie wohltemperiert halten?

Schweres Wasser? Ein paar Klicks im Internet später hatte Hemkentokrax herausgefunden, dass es sich um eine Flüssigkeit mit der chemischen Formel D2O handelt, bei dem die normalen Wasserstoffatome durch jene des viel schwereren Isotops Deuterium ersetzt werden. "Tatsächlich wog der Kanister nicht rund fünf, sondern knapp acht Kilo!" Dass dieses Plus an Masse auch mehr Wärme aufzunehmen vermag, zeigte sich beim ersten Fahrversuch: "Auf langen Steigungen unter Volllast kletterte die Temperaturanzeige auf rund 120 Grad – aber der Kühler kochte nicht über!" Der Citroën-Fan mit dem Plaketten-Fetisch war begeistert.

Doch das Wunder-Wasser konnte noch viel mehr, wie der Ostwestfale bald herausfand: "Der Diffusionskoeffizient liegt rund 25 Prozent unter dem von destilliertem Wasser, sprich: Da verdunstet nix! Außerdem ist schweres Wasser nahezu inert, sodass man sich jeglichen Korrosion- und damit Frostschutz sparen kann!"

Hochgeladenes Bild Die Cherenkov-Strahlung lässt das Wasser blau leuchten, wirklich gefährlich ist sie nicht

Letzteres noch aus einem anderen Grund: Im Abklingbecken nimmt das Wasser mit der Zeit leicht radioaktive Isotope wie Strontium, Calcium und Aprillium auf, die nicht nur für ein bläuliches Leuchten des Wassers sorgen, sondern dessen Temperatur über eine Halbwertszeit von 20 Jahren auf etwa 38 Grad halten. "Dadurch ist der Motor schon vor dem Starten so gut vorgewärmt, dass ich den Choke ausbauen konnte", so der Tüftler. Und die Strahlung? "Ist kein Thema, solange man es nicht trinkt", winkt er ab. Die ultrakurzwellige Omega-Strahlung dringe nicht einmal durch Kühlerschläuche.

Nun wittert der umtriebige Frührentner ein Geschäft, für das er eine erstaunliche Koalition aus Vertretern der großen Energieversorger und der Partei Bündnis 90/Die Grünen geschmiedet hat. Erstere hoffen, nach dem Motto "Kasse statt Asse" ihr leicht radioaktives Kühlwasser versilbern zu können. Letztere versprechen sich durch das Zwischenlager Oldtimer einen "messbar verringerten Luftschadstoffeintrag", so deren verkehrspolitische Sprecherin Karin Görhard-Zirbel. Nach einigen Jahren im Motor sei das Wasser so weit abgeklungen, dass man es in jeder radiologischen Praxis mit Isotop-Abscheider in den Abfluss gießen könne. (dr)

Hochgeladenes Bild 40 Grad – kälter wird das Kühlwasser heute nicht mehr. Das einstige Warmfahren entfällt weitgehend