Norman Gocke

Die 100 wichtigsten deutschen Autos – Unsere Favoriten (2)

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Meine persönlichen Top 10

In OLDTIMER MARKT 10/2020 küren wir die Top 100 der wichtigsten Autos aus Deutschland. Um so objektiv wie möglich zu bleiben, errechnet sich die Platzierung der Fahrzeuge aus deren Abschneiden in verschiedenen Kategorien, von Verkaufszahlen bis Design. Doch die Wichtigkeit eines Autos lässt sich nicht immer nur objektiv bewerten, nicht immer lässt sich die Leidenschaft für eine Blechkiste mit Zahlenwerk erklären. Deshalb verraten Ihnen die MARKT-Redakteure hier, welche ihre ganze persönlichen Favoriten sind.

Lesen Sie hier die Favoriten von Norman Gocke

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10. DKW Monza

Aus heutiger Sicht niedlich, was einst in Deutschland als Sportwagen mit Überholprestige empfunden wurde. Nur um die 250 Monza entstanden bei verschiedenen Karosserieherstellern, üblicherweise mit Zweitakt-Dreizylinder und 44 PS. Jedem Zweitakt-Zweifler und-Kritiker sei allerdings gewünscht, er habe einmal im Leben die Chance eines der extrem raren Monza mit Müller-Andernach-Zweitakt-V6 zu erleben. Die zornige Zwieback-Säge mit ihren circa 80 PS aus 1200 ccm kann Weltbilder zersäbeln.

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9. Mercedes-Benz SEC C126

"Ist – der – geil!!" Selbst Uncle-Sam-Fitnesshosen-Träger Kalle Grabowski konnte der Naturdominanz des intern C126 genannten SEC nicht widerstehen. Nur hätte er in Bang Boom Bang besser Abstand davon genommen, dem S-Klasse-Coupé Spoiler und Knight-Rider-Lauflicht zu installieren. Denn der SEC ist perfekt. Ohne jeden Wulst im Blech, ohne jede Verbreiterung oder anderen Popanz stellt DAS Coupé der Achtziger klar, dass es das Alpha-Tier ist und verkörpert damit die alte Bundesrepublik, die noch nicht von neoliberalen Aktienhökerern übernommen worden waren. Eine seriöse Ära, in der Sparer noch Zinsen bekamen und man auch ohne verquollene LED-Licht-Fratze auf der linken Spur durchgelassen wurde. Manchmal vermisse ich die schräggestreiften Krawatten von Klaus Kinkel und Werner Veigel.

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8. BMW Neue Klasse

Geht es um kompakte, sportliche BMW der sechziger Jahre, führt immer die 02-Reihe das Feld an. Nicht wirklich fair der Neuen Klasse gegenüber. Bereits 1962 mit zeitlosem Design vorgestellt, war sie es, die erstmals diese Leichtig- und Sportlichkeit bot – dazu noch mit vier Türen. Selbst die kleinste Motorisierung holte aus 1,5 Litern respektable 80 PS. Für mich reizvoller als der 02, erst recht durch das größere Understatement.

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7. Opel Super 6

Schlüssel rum, aufs Gaspedal treten und der Reihensechser ist an. Von der einfachen, unkomplizierten Bedienung des Opel Super 6 könnte sich so mancher Nachkriegswagen eine Scheibe abschneiden. Und wenn der Dreißiger-Jahre-Opel dann noch die schöne Cabrio-Karosserie von Gläser aufgepfropft bekommen hat, sind wir nah an Perfektion. Das Apple-Prinzip gab es bereits vor über 80 Jahren.

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6. Mercedes-Renntransporter

Da er auf einem modifizierten 300-S-Chassis basiert und der Antrieb vom 300 SL stammt, spricht nichts gegen dieses Nutzfahrzeug in diesem Ranking. Der krude Mercedes-Renntransporter ist nicht zuletzt dank seiner 215 PS für mich sogar faszinierender als die 300 SLR, die er gewerblich transportierte. Ein Kleinlaster mit beinahe sch(m)erzhaften Proportionen, dem vielleicht atemberaubendsten deutschen Antrieb der fünfziger Jahre, der darüber hinaus stärker und schneller war, als jeder Sportwagen, den er auf seinen Touren überholte. Ich bin immer noch sauer auf Uhlenhaut, dass er dieses Unikat des Wahnsinns 1967 verschrotten ließ.

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5. BMW 524td E28

Hören wir doch bitte auf, vom Eta oder sogar vom M5 zu schwärmen. Der wahre Hammer der E28-Baureihe war der 524td. Mit dem Reihensechszylinder-Turbodiesel brachte BMW 1983 ein Attribut in der deutschen Selbstzünder-Szene unter, von dessen Existenz Treibstoff-Geizer bisher keinen Schimmer hatten: Fahrspaß und Antritt. In für Diesel-Verhältnissen unverschämten 13,5 Sekunden schob sich die Sportlimousine auf 100, eine Reisegeschwindigkeit von 180 km/h war kein Problem. Und das Beste dabei: Der 2,4-Liter nagelte in keinem Drehzahlbereich wie eine überforderte Landmaschine, sondern klang das ganze Band über BMW-typisch sonor und souverän. Schade, dass Dieselmotoren in der medialen Darstellung immer öfters mit Mordinstrumenten gleichgesetzt werden.

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4. Borgward Versuchswagen

Deutschland, Heimatort von Planfeststellungsverfahren und Bedenkenträgerei. Hört meine Generation "Borgward", entstehen im Kopf sofort Bilder von Clubausfahrten im "Herrenfreizeithemd" aus dem Dreiervorteilspack, bei Kaffee und von den Clubfrauen gebackenem Kuchen. Welch ein Blödsinn! Mit dem Borgward Traumwagen ließen die Bremer 1955 mal richtig los und reichten ihren Beitrag zum Jet Age ein. Eigentlich sollte die Flunder 1955 auf der IAA für Wirbel sorgen und die Fortschrttlichkeit Borgwards untermalen, doch dazu kam es nicht, da der boxermotorisierte Wagen zuvor bei einer Probefahrt verunglückte. Eingelagert überlebte das Einzelstück zwar den Konkurs der Borgward-Werke 1961 und das Wrack wurde sogar aus der Insolvenzmasse heraus verkauft, doch bevor es der neue Eigentümer abholen konnte, hatten es ahnungslose Werksangehörige bereits verschrottet...

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3. Opel Regent

Wenn die sonst so selbstbewussten Amis Angst bekommen, dann hat man alles richtig gemacht. Auf der Berliner IAA 1928 hatte Opel ein echtes Pfund fürs Luxussegment vorgestellt. Der Opel Regent lieferte dank eines Sechsliter-Reihenachters 110 PS an die hinteren Speichenräder und sah nebenbei großartig aus. Allen voran das Coupé mit der Kruck-Karosserie. Fritz von Opel errang mit dem Zweitürer mit der dramatischen Seitenlinie einen Klassensieg beim Baden-Badener Automobilturnier im Juni 1929. Doch durch die 80-prozentige Übernahme Opels durch General Motors im März 1929, mussten auf Geheiß aus Detroit alle 25 bisher gebauten Regenten zurückgekauft und verschrottet werden – sogar alle Dokumente und Baupläne fielen der Angst, der große Opel könne Cadillac gefährlich werden zum Opfer. Es bleibt zu hoffen, dass finanzstarke Oldtimerfreunde nicht nur Flügeltürer oder sogar Bugatti 57 ersteigern, sondern sich einer mal durchringt, einen Regent nachbauen zu lassen. Das Kruck-Coupé. Natürlich.

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2. Opel Kadett C City

Der Kadett C GT/E ist fahrdynamisch das Großartigste, was Opel je auf die Fuchs-Felgen gestellt hat. Aber der City-Kadett toppt selbst ihn. Quasi das deutsche Mirthmobile für alle Wayne’s-World-Fans mit praktischer Ladeklappe. Aber nicht so vernunftszerfressen wie die frontgetriebenen Kompakten der Konkurrenz. Im Kadett durfte der Motor noch längs verbaut sein und die Hinterachse angetrieben bleiben. Und kein anderer Motor als der Opel-ohv ist ein derart guter Freund.

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1. Ford Knudsen-Taunus

Nein, bahnbrechend war in erster Linie nicht der neu vorgestellte Vierzylinder mit obenliegender Nockenwelle unter der markanten Motorhaube, sondern die Lässigkeit, die der Knudsen-Taunus auf deutsche Straßen brachte. Einfach mal 15 gerade sein lassen und ingeniöse Hochambitionen und Selbstzweifel bei Seite legen. Taunus-Fahren lässt sich nicht technisch argumentieren, es ist ein Gefühl. Und gerade darum geht’s bei Oldtimern. Für alles andere gibt es Neuwagen mit ausgewiesenen Verbrauchswerten im Drittelmix. Fenster runter, Rückenlehne weit nach hinten, Kippe aufm Zahn, Motor an – am besten einen V6.

Ihre Meinung ist gefragt!

Für unsere Jubiläumsausgabe haben wir stundenlang Listen gepaukt und diskutiert – herausgekommen ist eine spannende, manchmal überraschende, aber auf jeden Fall umfangreiche Liste. Doch was meinen Sie? Nennen Sie uns hier Ihre persönlichen Favoriten!