BMW Garmisch

Verschollen und wieder neu geboren

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Es ist nicht unüblich, dass Automobilhersteller verschollen gegangene Highlights aus ihrer Vergangenheit wieder rekonstruieren. Dass aber ein Fahrzeug nachgebaut wird, an das sich nahezu kaum jemand erinnert, ist dann doch schon wieder erstaunlich. So geschehen bei BMW. Die Münchner haben passend zum Concorso d’Eleganza Villa d’Este das von Marcello Gandini entworfene Konzeptauto BMW Garmisch rekonstruiert. BMW was? Ja richtig, BMW Garmisch.

Bertones Vorschlag

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Bertone präsentierte die Studie 1970 auf dem Genfer Automobilsalon, wie seinerzeit üblich als eigenverantwortliche Arbeit, um sich bei Automobilherstellern ins Gespräch zu bringen. Die Idee kam von Nuccio Bertone persönlich, für das Design zeichnete der Großmeister Marcello Gandini verantwortlich: "Wir wollten ein Mittelklasse-Coupé entwickeln, das einerseits der Formensprache von BMW treu blieb, andererseits aber auch etwas dynamischer herüberkam und sogar ein wenig provozierte." Gandini nahm dabei einige formelle Details der kommenden 5er-Reihe vorweg, brachte aber auch für ihn typische Stilelemente wie die wabenförmig strukturierte Sonnenschutzblende auf der Heckscheibe ein.

Träume von mondänen Skiorten

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"Skifahren war zu dieser Zeit in Italien äußerst populär. Und der Name Garmisch beschwor Träume von Wintersport und alpiner Eleganz", erinnert sich Gandini heute. Kein Wunder, dass dabei passend zur champagnergoldenen Lackierung auch der Innenraum hochwertig und mondän wirken musste. Auffallend waren hier das hochkant stehende Radio und der große Klappspiegel auf der Beifahrerseite des Armaturenbretts. Keine Sensationen fanden sich dagegen unterm Blech. Das technische Rückgrat für die Studie lieferte ein serienmäßiger BMW 2002 tii.

Recherche und viel Handarbeit

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Doch kaum war der Genfer Automobilsalon 1970 beendet, verschwand das Einzelstück – und tauchte bis heute nicht wieder auf. 2018 fällte man dann bei der BMW Group die Entscheidung, das Einzelstück wieder auferstehen zu lassen. Adrian van Hooydonk, Chefdesigner bei BMW: "Allein die Möglichkeit, die Geschichte von BMW zu vervollständigen und die Lücken zu schließen, waren es uns wert, dieses Projekt voranzutreiben." Da so gut wie keine Originaldokumente mehr existieren, musste das aus den Abteilungen BMW Group Design und BMW Classic einberufene Team von Spezialisten jedes Karosserie- und Interieur-Detail des BMW Garmisch von einer Handvoll alter Fotografien ableiten, die zum Großteil nur in Schwarzweiß vorlagen. Marcello Gandini unterstützte die Recherchen als Zeitzeuge mit eigenen Erinnerungen an den Entwicklungsprozess. Während die neueste 3D-Modellbautechnologie zum Einsatz kam, um die ursprünglichen Strukturen und Formen zu spezifizieren, wurde der BMW Garmisch von kunstfertigen Karosseriekonstrukteuren in Turin von Hand gebaut – genau wie das Original vor fast 50 Jahren.

Die Absolution des Meisters

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"Ich bin froh, dass ich Teil dieses Projektes sein konnte und dass sich BMW dazu entschlossen hat, diese freudvolle Zeit noch einmal aufleben zu lassen. Nachdem ich das fertige Auto gesehen habe, fällt es mir schwer, es vom Original zu unterscheiden." Das Lob von Marcello Gandini hätte nicht größer ausfallen können.

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