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Die Volvos des Kim Jong-il

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1000 Schweden hinter nordkoreanischen Gardinen

Als blockfreier Staat ohne faschistische Vergangenheit und mit ausgeprägten Sozialsystemen war Schweden bei sozialistischen Diktaturen stets ein gefragter Handelspartner, vor allem, wenn es um Autos ging. Schon die Politkader der Deutschen Demokratischen Republik schätzten die Opulenz von Volvo-Fonds bei gleichzeitig minimal bonzenhafter Außenwirkung.
Nach den positiven Erfahrungen mit der DDR beschloss die Regierung Schwedens daher zu Beginn der siebziger Jahre, auch zur Demokratischen Volksrepublik Nordkorea Handelsbeziehungen aufzunehmen. Das Land schien gerade einen großen wirtschaftlichen Aufschwung zu erleben und löste in Stockholm Goldgräberstimmung aus. Zu einer der ersten Firmen, die Schiffe mit Waren für Nordkorea beluden, gehörte Volvo: Aus Pjöngjang war eine Bestellung über 1000 gut ausgestattete Fahrzeuge des Typs 144GL eingegangen, wahrscheinlich vom Großen Führer Genosse Kim Il-sung persönlich geordert. Und Volvo lieferte. Die Rechnung legte der Großgenosse dann vermutlich zu den anderen unbezahlten Kaufbelegen über Werkzeugmaschinen, Bergbau-Anlagen und 2000 Rolex-Armbanduhren mit der Bodengravur „Gestiftet von Kim Il-sung“. Wenig später schliefen die so hoffnungsvoll gestarteten Wirtschaftsbeziehungen wieder ein.

Inhaltsbild Immer noch unterwegs

Viele der unterschlagenen Wagen fahren indes heute noch, überwiegend als Taxis sind die ausnehmend tanngrünen 144er in den Straßen Pjöngjangs unterwegs. So zäh wie die Volvos ist auch der schwedische Staat, einst Bürge für den Auto-Deal: Inklusive Verzugszinsen belaufen sich dessen Forderungen inzwischen auf umgerechnet 300 Millionen Euro. Die sind im großen Stapel der unbezahlten Rechnungen allerdings weit nach unten gerutscht - auf knapp 13 Milliarden Dollar sind die nordkoreanischen Verbindlichkeiten mittlerweile angewachsen…