50 Jahre BMW Art Cars

Schnelle Kunst

Dass Kunst nicht nur immobil in Museen rumhängen muss, zeigte BMW vor 50 Jahren in Le Mans, als ein spezieller 3.0 CSL an der Sarthe startete – das erste Art Car, gestaltet von Alexander Calder. Die Idee dazu stammte aus der Luftfahrt: Der Künstler, dessen eigentliches Metier die Bildhauerei war, hatte zwei Jahre zuvor eine DC 8 der US-Fluggesellschaft Braniff bemalt. Ein Besuch von Auktionator und Rennfahrer Hervé Poulain in Calders Studio im französischen Saché mündete im Vorschlag, dessen Farbkomposition auf vier Räder zu übertragen. Schließlich beauftragten der Münchner Autobauer und Poulain den Künstler mit der Gestaltung eines Wagens für den 24-Stunden-Klassiker 1975.

Hochgeladenes Bild

Im Rennen selbst griffen neben Initiator Poulain auch Sam Posey und Jean Guichet ins Lenkrad. Doch Calders Kunstwerk hielt nur 73 Runden – nach knapp 1000 zurückgelegten Kilometern brach die Kardanwelle. Poulain erinnerte sich später: „Als junger Rennfahrer war es ein aufregender Moment, den großartigen Künstler Alexander Calder in seinem Zuhause in Saché zu treffen. Den Rennwagen, der das erste Fahrzeug in der renommierten Reihe der BMW Art Cars werden sollte, selbst zu fahren, ist eine Erinnerung, die mir für immer bleiben wird.“ Der Wagen mit der Fahrgestellnummer 227592 wurde 1976 – dem Todesjahr Calders – im Whitney Museum of American Art in New York gezeigt. 2021 entstand auf Basis eines weiteren 3.0 CSL ein identisches Exemplar, das dem Künstler zugestanden hatte, jedoch nicht realisiert worden war.

Hochgeladenes Bild Alexander Calder mit dem von ihm gestalteten 3.0 CSL 1975 samt einiger seiner Skulpturen (sowie den Initiatoren Hervé Poulain, Jean Marie Curien, Jean Louis Maesen und Jochen Neerpasch) im Hintergrund. Seine Bitte: „Hervé, gewinne! Aber fahr’ vorsichtig“ konnte Poulain leider nicht erfüllen

Die Zusammenarbeit mit Calder war der Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von Art Cars von BMW, deren Bemalung Aufsehen erregte. So drückten auch Frank Stella, Andy Warhol und Roy Lichtenstein Wettbewerbswagen aus München ihren Stempel auf. Später gestalteten weitere namhafte Künstler – bisweilen in mehrjährigen Abständen – sowohl Serien- als auch Rennfahrzeuge. Am skurrilen war wohl der H2R auf Eis von 2007. Bis heute sind es offiziell 20 Art Cars, das bislang letzte war im vorigen Jahr der BMW M Hybrid V8 von Julie Mehretu.

Hier die Liste der weiteren BMW Art-Cars:

BMW 3.0 CSL, Frank Stella (1976)
BMW 320 i Gr. 5, Roy Lichtenstein (1977)
BMW M1 Gr. 4, Andy Warhol (1979)
BMW 635 CSi, Ernst Fuchs (1982)
BMW 635 CSi, Robert Rauschenberg (1986)
BMW M3 Gr. A, Michael Jagamara Nelson (1989)
BMW M3 Gr. A, Ken Done (1989)
BMW 535 i, Matazō Kayama (1990)
BMW 730 i, César Manrique (1990)
BMW Z1, A. R. Penck (1991)
BMW 525 i, Esther Mahlangu (1991)
BMW M3 GTR, Sandro Chia (1992)
BMW 850 i, David Hockney (1995)
BMW V12 LMR, Jenny Holzer (1999)
BMW H2R, Ólafur Eliasson (2007)
BMW M3 GT2, Jeff Koons (2010)
BMW M6 GT3, Cao Fei (2017)
BMW M6 GTLM, John Baldessari (2016)
BMW M Hybrid V8, Julie Mehretu (2024)