Auktion

Sammler-Nachlass unterm Hammer

Der Mann muss noch viel vorgehabt haben. In seiner Werkstatt in Bremen gaben sich viertelzerlegte, halbvervollständigte und zweidrittelrestaurierte Sport- und Rennwagen ein Stelldichein, die meisten davon der Marke BMW. Die Ausnahmen der bemerkenswerten Sammlung: einer von 502 gebauten Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II, Baujahr 1990 – und das so genannte „überschwere Beiwagenkrad“ der Wehrmacht, eine BMW R75 von 1942.

Das opulente Kriegsgerät mit angetriebenem Beiwagen, Geländeuntersetzung, Rückwärtsgang und Anhänger hat nichts von seiner leidvollen Patina überbehalten – es wurde fast schon zu makellos renoviert. Wobei sich nähere Details genauso im Dunst der Geschichte verlieren wie Informationen zu dem dazugehörigen Maschinengewehr, das sich bei näherer Betrachtung als Kunststoff-Attrappe outet. Denn der Besitzer – jener Mann, der noch so viel vorgehabt haben muss – ist verstorben, und mit ihm zahllose Anekdoten rund um seine teilweise spektakulären Fahrzeuge.

Nun wird der Nachlass öffentlich versteigert. Vom Hamburger Auktionshaus Meyer, über das wir bereits im Juni dieses Jahres berichteten. Damals ging es um eine „Scheunenfund-Versteigerung“ deutscher Schlachtautos und Restaurierungsobjekte der Dreißiger- bis Siebzigerjahre. Mit der Erbmasse des Bremer BMW-Sammlers bringt das Hamburger Traditionsunternehmen jetzt ein nochmals erheblich interessanteres Angebot unter den Hammer.

Der erwähnte Evo II, einsamer Zenit der W201-Baureihe von Mercedes-Benz, bildet auch hier den Höhepunkt – für den raren Rennsport-Basistyp, der 1990 neu für 104.440 Mark zu haben war, gibt Classic Data heute einen Zustand-1-Marktwert von 350.000 Euro an. Bis dahin hat das Exemplar des verstorbenen Sammlers allerdings noch etwas vor sich: Die markanten Verbreiterungen liegen demontiert im Kofferraum, der Dachhimmel fehlt, und sicherlich bedarf die eine oder andere Karosseriepartie einer Nachlackierung. Immerhin: Der 235 PS starke Vierzylinder springt auf Schlag an und läuft.

Ergänzt wird das Angebot der Auktion, die am Samstag, dem 28. September 2019 in Bad Oldesloe nordöstlich von Hamburg steigt, durch weitere Klassiker. Die mal aus weiteren Nachlässen, mal aus privaten oder gewerblichen Insolvenzen stammen. Insgesamt gelangen 20 Old- und Youngtimer sowie das beschriebene BMW-Wehrmachtsgespann zum Aufruf, und zwar – Schnäppchenjäger aufgepasst! – generell ohne Limit. Im Einzelnen, alphabetisch sortiert und in Stichworten:

  • BMW M3 CSL (Baujahr 2003; Rechtslenkung, britische Papiere, SMG-Getriebe, 360 PS, Laufleistung ca. 34.000 Meilen)

  • BMW Z1 (Baujahr 1989; rot, 8700 km gelaufen, nie zugelassen)

  • BMW 2002 (rot, nur Rennsport-Rohkarosserie mit Überrollkäfig, aber ohne Türen, Hauben und Kotflügel)

  • BMW 2002 (Baujahr 1974; gelb, neu aufgebaut nach Gruppe H CTC Youngtimer)

  • BMW 2002 ti (Baujahr 1970; weiß, nur verbreiterte Rennsport-Rohkarosserie mit Überrollkäfig)

  • BMW 2002 ti (Baujahr 1971; weiß, komplettes Rennfahrzeug mit ONS-Wagenpass)

  • BMW 3.0 CS (Baujahr 1975; dunkelblau, ohne Motor und Getriebe, auch sonst unvollständig)

  • BMW 320i Coupé VLN Special (Baujahr 2005; gelb, durch AVG Motorsport aufgebauter Langstreckenrennwagen, Klasse SP3 mit Wagenpass, Schnitzer-Motor mit 280 PS)

  • BMW 323i Alpina B3 (Baujahr 1981; dunkelgrau, ohne Motor, weitere fehlende Teile)

  • Mazda RX-7 Cabriolet (Baujahr 1989; weiß foliert, darunter grau metallic)

  • Mercedes-Benz E 220 (Baujahr 1995; grün, Stoff schwarz, Automatik)

  • Mercedes-Benz E 220 Cabriolet (Baujahr 1995; silbern, Leder schwarz, Automatik)

  • Mercedes-Benz S 500 Coupé (Baujahr 1996; silbern, Leder Designo schwarz/gelb, 208.000 km gelaufen, 2. Hand)

  • Mercedes-Benz 190 E 2.6 (Baujahr 1987; beige metallic; Handschaltung, ca. 270.000 km gelaufen)

  • Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 (Baujahr 1985; schwarz, ca. 227.000 km gelaufen)

  • Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II (Baujahr 1990; teilweise zerlegt)

  • Mercedes-Benz 300 CE (Baujahr 1988; rot, rund 185.000 km gelaufen, 1. Hand)

  • MGF 1.8 Roadster (Baujahr 1996; dunkelgrün, Laufleistung ca. 93.000 km)

  • Mini Cooper 1.3i (Baujahr 1997; beige, Faltschiebedach)

  • Volvo PV 544 (Baujahr 1961; schwarz, 20 Monate HU-frei)

Die Auflistung zeigt, dass insbesondere Liebhaber klassischer BMW im Motorsport-Trimm auf ihre Kosten kommen dürften. Zumal sich neben den Fahrzeugen auch entsprechende Posten an teilweise höchst raren Ersatzteilen im Auktionskatalog finden.

Die Vorab-Besichtigung auf Meyers Betriebsgelände (Rögen 60, 23843 Bad Oldesloe) ist ab neun Uhr möglich, Versteigerungsbeginn ist um elf Uhr – wobei zunächst Artikel à la Werkzeugmaschinen, Fahrräder oder Büromöbel aus verschiedenen Insolvenzen untern Hammer kommen. Die Posten Rennsport- und BMW-Teile werden unter den Nummern 172 bis 199 aufgerufen, danach sind erst mal ein paar Brot-und-Butter-Gebrauchtwagen am Zug. Die klassischen Fahrzeuge starten mit der Nummer 211.

Der vollständige Versteigerungskatalog steht als Download zur Verfügung. www.auktionshausmeyer.de