Vor 75 Jahren

Premiere mit Hindernissen: Tuckers großes Scheitern

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Es schien die Neuauflage eines uralten Themas zu werden, des Kampfes von David gegen den übermächtigen Goliath, Vorlage für viele Mythen und ungezählte Hollywoodstreifen. Und dafür liebten ihn die Amerikaner: Der "David" Preston Tucker hatte den Detroiter Autogiganten den Kampf angesagt. Er werde den besten Wagen der Welt bauen, verkündete der Novize schlicht, ein innovatives Auto, das sparsam, schnell und windschnittig sein werde. Windig sei vor allem Preston Tucker selbst, konterten die Presseorgane der großen Hersteller, und das von ihm in Aussicht gestellte Auto nichts als ein Trick, um Leute über den Tisch zu ziehen.

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In der Tat hatte der charismatische Konstrukteur von gutgläubigen Geldgebern schon 26 Millionen Dollar zusammengesammelt, bevor auch nur eine detaillierte Zeichnung des Autos existierte, und bald begann sich die US-Finanzkontrollbehörde für das aufstrebende Unternehmen zu interessieren.

Premiere mit Hindernissen

Die erste Präsentation vor 3000 neugierigen Zuschauern im Juni 1947 war dann nicht weniger als ein Desaster. Die Aufhängungen zweier Fahrzeuge zerbrachen in der Nacht vor der Premiere unter der hohen Gewichtslast. Die Vorführwagen konnten nicht aus eigener Kraft starten – eine externe Stromzufuhr war notwendig, um den unausgereiften Motor in Gang zu setzen. Während der gesamten Präsentation liefen die Aggregate mit einer derart hohen Lautstärke, dass Tucker die zur Feier engagierte Musikband anhielt, lauter zu spielen. Schnell verbreitete sich die Meldung, dass der Wagen nicht rückwärts fahren könne, was zwar nur auf einen der hastig zusammengebauten Protoypen zutraf, den Ruf der gesamten Reihe jedoch weiter beschädigte.

Aller Probleme zum Trotz präsentierte Tucker im März 1948 den runderneuerten "Torpedo" der breiten Öffentlichkeit. Der fiel zwar längst nicht so revolutionär aus wie Tuckers vollmundige Ankündigungen Ankündigungen, steckte aber dennoch voller neuer Ideen. So sah der Wagen sehr schnittig aus, hatte eine Frontscheibe aus Sicherheitsglas, ein stoßabsorbierendes Armaturenbrett, drei Frontscheinwerfer und einen luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor mit 5,5 Liter Hubraum im Heck, der für 180 Stundenkilometer gut war. Doch schon vier Monate und 51 (handgemachte) Wagen später, am 9. Juli 1948, schlössen sich die Werkstore für immer – Tucker war bankrott. Noch viele Monate lang geisterten seine öffentlich ausgetragenen Gefechte mit den großen Autoherstellern ("Mein Auto war zu gut!") und verärgerten Torpedo-Kunden durch die Presse...

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Der Tucker 48 bleibt eine der großen Skurrilitäten der Automobilgeschichte – und damit ein echter Leckerbissen für Fahrzeughistoriker wie Wolfgang Blaube. Der MARKT-Autor fuhr ein überlebendes Exemplar des Wagens und erzählt dessen Geschichte ausführlich und äußerst lesenwert in AMERICAN CLASSICS 3/2019.

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