Bremen Classic Motorshow

Neustart

Nach zwei pandemiebedingten Exkursionen ins Internet fand die Bremen Classic Motorshow erstmals wieder live statt. Die deutsche Auftaktmesse der Oldie-Saison 2023 meldete: volles Haus!

Trotz dreijähriger Unterbrechung verlief die Bremer Veranstaltung norddeutsch-tiefenentspannt wie vor der Pandemie. Vielerorts ließ sich schon am Eröffnungs-Freitag die Freude darüber feststellen, endlich wieder alten Bekannten zu begegnen, zu fachsimpeln, zu feilschen, sich im Parkhaus den Wind um die Nase wehen zu lassen oder einfach nur mal wieder ausgiebig miteinander zu schnacken. Es spricht die Sinne haptisch und optisch einfach direkter an, das lang gesuchte Ersatzteil in die Hand zu nehmen, in Reparaturleitfäden zu blättern, Werkzeug auszuprobieren, als es die Online-Welt vermag, und sei die Realität dort noch so virtuell.

Zu den bekannten Erscheinungen an der Weser gehörten Schaustücke wie der sonnenverbrannte Daf 33 aus OLDTIMER MARKT 2/2022, der Nachbau des Amalfi-Fernsehautos aus Heft 11/2022 oder die Helden der Roten Liste aus der Januarausgabe. Dazu glänzte auf einem Stand der Lego-Bulli in Originalgröße aus 400.000 Bausteinen, der schwarze W116er-Dienst-Mercedes von Helmut Schmidt samt lebensechter Kanzlerpuppe mit Mentholkippe in der Hand, der schon aufmerksameres Betrachten erforderte, oder die Live-Werkstatt des 1. Käfer-Clubs Wolfsburg, dessen Schrauber sich dabei zuschauen ließen, wie sie sich das Wochenende mühten, eines der Krabbeltiere wieder ans Laufen zu bringen.

Am Samstag war das mit dem Zuschauen allerdings nicht mehr ganz so einfach, denn da wurde es richtig voll. Selbst Motorshow-Projektleiter Frank Ruge musste an der Kasse mithelfen, um des Andrangs Herr zu werden. Die Messe verzeichnete nach dem „Kaltstart“ (Ruge) einen neuen Rekord mit 46.407 Besuchern, nicht wenige davon kamen aus dem Ausland, allenthalben gab es niederländische oder skandinavische Töne zu hören. Dazu gab es rundum leckere Verköstigungen, allerdings waren 16,50 Euro für den Teller Grünkohl mit Pinkel doch etwas sehr happig.

Unter den zum Verkauf stehenden Autos konnte sich das Publikum beinahe beliebig jedes Untertürkheimer, Zuffenhausener oder Wolfsburger Produkt auswählen. Im Angebot stand aber auch Exotisches, vom hierzulande raren Vorkriegs-Dodge bis zum Talbot-Lago America oder bei den Zweirädern eine italienische Atala. Die automobile Preisspanne reichte vom 1994er Twingo für gut fünfeinhalbtausend Euro bis zur Bugatti- Replik von Pur Sang, bei der knapp 300.000 auf dem Preisschild standen – Euro, nicht Pesos!

Andernorts gab es größere Auswahl, so etwa drei MG TC, eingepreist zwischen 35.000 und 50.000 Euro. Auf ähnliche Summen taxierten drei verschiedene Anbieter ihre Volvo 1800 S und ES für 40.000 bis 50.000 Euro. Nicht weit voneinander entfernt standen zwei azurblaue Brezelkäfer – nur ein Baujahr auseinander – ebenfalls für um die 40.000 Euro. Wie auch immer: Am Samstagabend prangten bereits viele „Verkauft“-Schilder in den Scheiben. Im Parkhaus – dank starker Böen draußen diesmal noch zugiger als sonst – boten sich ebenfalls wieder zahlreiche Sternenkreuzer feil, hervor stach indes ein 1929er Citroën, der auch im Innern der Bremer Stadthalle eine gute Figur gemacht hätte.