Kienle Automobiltechnik am Ende

Mercedes-Benz Heritage übernimmt

Die unter Insolvenzverwaltung stehende Kienle Automobiltechnik GmbH in Heimerdingen hört auf zu existieren. Der weltweit bekannte Spezialist für Mercedes-Benz-Klassiker war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten, nachdem das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen mutmaßlich gefälschter 300 SL aufgenommen hatten, die letztlich in einer Razzia gipfelten. In deren Rahmen wurden mehrere Autos und zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt. Die Zukunft der zahlreichen fachkundigen Mitarbeiter ist trotz der Insolvenz aber ebenso gesichert wie der Verbleib des umfangreichen Ersatzteillagers: Die Mercedes-Benz Heritage GmbH, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Mercedes-Benz AG, erwirbt zum 1. Februar 2024 Ersatzteile von Kienle, übernimmt Mitarbeiter und gliedert diese in das Mercedes-Benz Classic Center ein.

Man übernehme erfahrene Fachkräfte und böte „diesen eine Perspektive um so auch wertvolles Fachwissen für die Zukunft zu sichern“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stuttgarter. „Zudem übernimmt Mercedes-Benz Classic den umfangreichen Ersatzteilbestand sowie spezialisierte Arbeitsmittel für komplexe Arbeiten an exklusiven Mercedes-Benz Klassikern.“

„Als Mercedes-Benz Heritage GmbH stehen wir in der Verantwortung, das Erbe dieser einzigartigen Marke zu bewahren und in die Zukunft zu tragen. Mit dem Erwerb sichern wir wertvolle Ersatzteile und stellen deren bestmögliche Verfügbarkeit sicher. Zudem gewinnen wir weitere Fachkräfte, die über Jahre erworbenes Wissen und Erfahrungen in diesem hoch spezialisierten Bereich besitzen und uns bei der Umsetzung unserer Wachstumsstrategie tatkräftig unterstützen werden. Mein gesamtes Team und ich heißen unsere neuen Kolleginnen und Kollegen herzlich willkommen“, heißt es seitens Marcus Breitschwerdt, dem Leiter der Mercedes-Benz Heritage GmbH.

Mercedes-Benz Heritage wird nicht der Rechtsnachfolger der Kienle Automobiltechnik und übernimmt auch keine Komplettfahrzeuge aus dem Bestand der Firma, die in den achtziger Jahren von Klaus Kienle gegründet worden war und der, bis zur Insolvenz im vergangenen Herbst, als Geschäftsführer fungierte.

Bleibt nur abzuwarten, wie die Marke mit den Ergebnissen der laufenden Ermittlungen umgehen wird und mit Autos, die sich als ebenso zweifelsfreie wie komplette Fälschungen herausstellen. Es ist davon auszugehen, dass solche Wagen existieren, die trotz aller Handwerkskunst keine echten Mercedes-Benz wären. Inzwischen ist die Rede davon, dass an rund 130 Fahrzeugen, vornehmlich 300 SL, Ungereimtheiten festgestellt wurden.

Text: Gregor Schulz, Foto: Götz von Sternenfels