Meilensteine

Leinen los! Vor 60 Jahren geht das Amphicar erstmals baden

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Es schwimmt besser als die meisten Autos und fährt auf der Straße besser als die meisten Boote – damit wären die herausragenden Qualitäten des weltweit ersten serienmäßig gebauten zivilen Schwimmwagens hinreichend umschrieben. Das Amphicar 770, das vor 60 Jahren, im Mai 1961, seinen Stapellauf erlebte, war die Antwort auf eine Frage, die eigentlich niemand gestellt hatte. Die Nachfrage auf dem US-Markt hielt sich entsprechend in Grenzen. Angler und Süßwasserkapitäne griffen lieber zu deutlich günstigeren Booten mit Außerbordmotor. Für Europa war es schlicht zu teuer.

Seit 1932 arbeitete der Konstrukteur Hanns Trippel unermüdlich an der Entwicklung eines perfekten Amphibienfahrzeugs. Nach verschiedenen militärischen und zivilen Baumustern entstand ab 1960 bei der Deutschen Waggon-und Maschinenfabrik (DWM) in Berlin das Amphicar 770. Die Entwicklung eines Großserien-Amphibienfahrzeugs ist schwierig genug, da muss man nicht unbedingt noch jeden Türgriff und jede Zierleiste selbst entwickeln – verständlich also, dass Trippel an vielen Stellen auf vorhandene Teile von beispielsweise VW oder Mercedes zurückgriff. Die Karosserie war als geschlossene Wanne mit doppeltem Boden ausgeführt. Nur wenige unvermeidbare Durchbrüche galt es hermetisch abzudichten: für die Antriebwellen der Hinterräder und der beiden Propeller, die Lenkung und die Bremsleitungen.

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Das vor dem Heckmotor angeordnete Spezialgetriebe der Wuppertaler Firma Hermes bot neben den vier Fahrstufen für den Straßenbetrieb ein Umkehrgetriebe, das den Kraftfluss über zwei neben dem Motor nach hinten laufende Wellen auf die Kunststoffpropeller umleitete. Abgesehen von diesen beiden Propellern glich das Äußere einem normalen Cabrio, dennoch geriet die Amphicar-Produktion zum Fiasko: Die potentiellen Kunden zeigten sich so zugeknöpft, dass 1965 bereits wieder Schluss war. Das Teilelager landete über einige Umwege beim Händler Gordon Imports in Kalifornien, der heute noch die Amphicar-Gemeinde mit originalen und nachgefertigten Ersatzteilen beliefert.

Top-Exemplare werden für rund 80.000 Euro gezahlt. Wohl dem, der sich rechtzeitig eines geangelt hat!

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