Ford Gegen Ferrari

Leihwagen

Vor 60 Jahren, Anfang Juni 1963, scheiterten die Übernahme-Verhandlungen zwischen Ford und Ferrari. Wie der US-Gigant seinem Ziel, die prestigeträchtigen 24 Stunden von LeMans doch noch zu gewinnen, einen wesentlichen Schritt näherkam, hängt ganz wesentlich mit dem hier gezeigten Auto zusammen.

Die Geschichte ist so schön, dass sie den Stoff für ein Hollywood-Drehbuch hergab. Doch ganz so, wie es in James Mangolds Renn-Epos Le Mans ’66 – Gegen jede Chance geschildert wird, war es dann doch nicht. Tatsächlich entsandte Henry Ford II bereits 1962 eine Delegation nach Maranello, um die finanziell angeschlagene Rennwagenschmiede von Enzo Ferrari zu übernehmen.

Der Versuch scheiterte an äußerst selbstbewussten Forderungen des Commendatore, der verlangte, dass er allein die gemeinsame Rennabteilung leiten würde, die selbstverständlich Ferrari-Ford – und keinesfalls andersherum – heißen sollte. Und noch bevor Henry II in Dearborn der Kragen platzen konnte, erklärte Ferrari, dass seine Firma nicht länger zum Verkauf stehe. Im Film verhandelt Ferrari zeitgleich hinter Fords Rücken mit Gianni Agnelli, worauf Fiat spontan den Deal perfekt macht.

Tatsächlich übernahm der Turiner Gigant die Marke mit dem Cavallino Rampante aber erst sechs Jahre später, 1969. In Sachen Sturheit war Henry Ford II seinem italienischen Verhandlungspartner mindestens ebenbürtig, und so lautete die Losung: „Jetzt erst recht – wenn nicht mit Ferrari, dann eben gegen Ferrari!“ Nur hatte Ford leider keine erfolgversprechende Basis für einen Le-Mans-Renner in petto.

In England, wo traditionell die meisten Rennteams zu Hause sind, baute der US-Konzern nun ein eigenes Entwicklungszentrum auf und kaufte als eine der ersten Amtshandlungen einen Lola Mk6 GT. Der hübsche Flachmann hatte 1963 in Le Mans mit seinem Mittelmotor-Layout für Furore gesorgt und dabei einen Ford-Fairlane-V8 unter dem enggeschnittenen Kunststoffkleid.

Der kreative Kopf hinter Lola Cars war Eric Broadley, der seine kleine Rennwagenschmiede 1958 gegründet hatte. Wie Enzo Ferrari steckte Broadley jeden verfügbaren Penny in das jeweils nächste Projekt, weshalb er ständig ebenso pleite wie erfolgreich war. Diesmal macht Ford Nägel mit Köpfen und kauft Lola einschließlich des 1963er Le-Mans-Renners und eines weiteren Mk6GT. Ein drittes Exemplar, das Auto auf diesen Seiten, verkauft Broadley an den texanischen Rennstallbesitzer John Mecom.

Im Film erscheint der erste Prototyp des Ford GT40 dann ohne weitere Erläuterungen mit den lapidaren Worten: „Frisch aus dem Flugzeug aus England!“ Die Lola-Vorgeschichte wird mit keinem Wort erwähnt, wodurch der GT40 nach Hollywood-Manier zum All American Car mutiert. Der dritte Lola taucht 1963 zwar in der Nennliste der 24 Stunden von Le Mans auf, dient aber lediglich als potenzieller Teilespender. Erst im August folgt der erste Renneinsatz in Brands Hatch, wo er jedoch mit August „Augie“ Pabst am Steuer schon nach vier Runden ausfällt.

Ford versucht nun, auch den letzten Lola Mk 6 zu kaufen, brüskiert aber John Mecom, weil die Verhandlungen stets auf Stellevertreterebene geführt werden. Mecom reagiert sauer und wendet sich an Eric Broadley, der nun ausgerechnet einen Chevrolet Smallblock einbauen soll. Pikanterweise ist der Lola mit dem 530-PS-Triebwerk schneller und besser fahrbar, was Pabst noch im Dezember 1963 mit einem Sieg bei der Tourist Trophy auf den Bahamas unter Beweis stellt.

Nach einem Unfall verschwindet der Lola Mitte der Sechziger von der Bildfläche und wird erst 1988 restauriert. Ein Jahr später kauft ihn Peter Kaus für sein Rosso-Bianco-Museum, das 2006 in der niederländischen Louwman-Collection aufgeht. 2014 taucht der letzte überlebende Lola-Drilling in einer Auktion von RM Auctions wieder auf. Die Gebote enden bei 1,2 Millionen US-Dollar, aber das ist einfach zu wenig für diese Ikone…