Raser anno 1896

Das erste Knöllchen in der Geschichte des Automobils

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Können Sie sich noch an Ihr erstes Knöllchen wegen einer Geschwindigkeitsübertretung erinnern? Egal, wie lange es bereits zurückliegt, Walter Arnold war früher dran. Dem Briten gebührt die zweifelhafte Ehre schon 1896 die erste strafrechtlich verfolgte Geschwindigkeitsübertretung mit einem Automobil begangen zu haben.

Viermal so schnell wie erlaubt

Dabei fuhr Arnold mit seinem Arnold-Benz rasanterweise mit dem vierfachen der erlaubten Höchstgeschwindigkeit durch seinen Heimatort Paddock Green in der Grafschaft Kent. Statt der erlaubten zwei Meilen pro Stunde (ungefähr 3,2 km/h) "bretterte" er mit unerhörten acht mph (knapp 13 km/h) durch die Ortschaft. Zudem lief vor dem Fahrzeug nicht der obligatorische Mann mit der roten Fahne, der den übrigen Verkehr vor dem seinerzeit noch neuartigen Motorvehikel warnte.

Mit dem Fahrrad eingeholt

Ein Polizist ertappte den "Raser", holte ihn auf seinem Fahrrad (!) ein und verdonnerte Arnold zu einer Strafe von einem Schilling plus Bearbeitungsgebühr (20 Schilling = 1 Pfund Sterling). Bei einem Durchschnittseinkommen von rund 100 Pfund nicht gerade ein geringer Betrag.

Fast freie Fahrt für Automobile

Ende 1896 wurde die strikten Reglementierungen im Königreich gelockert: Die rote Flagge wurde abgeschafft und das Geschwindigkeitslimit auf 14 mph (22,5 km/h) heraufgesetzt. Um das Ende des sogenannten "Red-Flag-Act" zu feiern, organisierten Automobilfreunde im November 1896 den ersten London-Brighton-Run, an dem Walter Arnold natürlich ebenfalls teilnahm. Noch heute wird diese Fahrt für Fahrzeuge bis Baujahr 1905 alljährlich im November ausgetragen. Arnolds Fahrzeug, der Arnold-Benz, mit dem er damals bei seiner "Raserei" erwischt wurde, existiert ebenfalls noch und wird Anfang September auf dem Concours of Elegance am Hampton Court Palace präsentiert.