Das Aus einer deutschen Manufaktur?
- 16. April 2025
- Jan Skibinski
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Der Isdera Autobahnkurier von 2006 war, im Gegensatz zu den meisten Hypercars der Marke, gestalterisch ist dieses Auto bei den Mercedes und Adler der 1930er Jahren
Die Marke Isdera wurde 1982 vom ehemaligen Porsche-Entwickler Eberhard Schulz gegründet. Isdera steht für „Ingenieurbüro für Styling, Design und Racing“ – und galt über Jahrzehnte als Synonym für technikverliebte Exklusivität. Der Name war laut Firmenchef Schulz bewusst als aufwändige Akronym konstruiert: „Eine geheimnisvolle Abkürzung klingt allemal besser, als wenn ein Auto Schulz heißt“, sagte der Gründer einst. Bei Mercedes hatte Schulz zuvor mit dem spektakulären Einzelstück CW311 Aufmerksamkeit erregte. Diese Studie, ein futuristischer Flügeltürer mit Mercedes-V8, trug sogar mit Zustimmung des Konzerns den Mercedes-Stern – eine Ausnahme, die die Nähe zu Schulz’ früherem Arbeitgeber unterstrich.
Die Studie CW311 1979 mit Niki Lauda. Nur sie durfte offiziell den Mercedes-Stern tragen
In den Folgejahren entwickelte sich die kleine Firma zu einer exklusiven Manufaktur: Die Fahrzeuge waren stets in Einzelanfertigung oder Kleinstserien, geprägt durch kompromisslose Technik, eigenständiges Design und Komponenten aus dem Mercedes-Regal. Modelle wie der Imperator 108i oder der Commendatore 112i kombinierten Technik-Verliebtheit mit Supersportwagen-Charakteristik – teils mit V8-, teils mit V12-Motoren und Leistungen von über 600 PS. Solche Arbeiten haben natürlich ihren Preis: Häufig kosteten die Wagen zwischen 200.000 und 800.000 D-Mark.
Der wirtschaftliche Erfolg allerdings blieb aus. Schulz sprach später von „reiner Leidenschaft“ – Gewinne habe er mit seinen Fahrzeugen nie erzielt. 2016 verkaufte er das Unternehmen an die Sinfonia Automotive AG, die in Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern den vollelektrischen Commendatore GT entwickelte. Doch auch dieses Projekt blieb ohne nennenswerte Marktresonanz, die Produktion stagnierte, und es wurde ruhig um die Marke.
Isdera spielte gerne mit futuristischem Design
Bereits in den 1990er Jahren hatte Isdera mit massiven finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Aufwändige Eigenentwicklungen wie der Commendatore 112i verschlangen Millionenbeträge, während Vertrieb, Vermarktung und Stückzahlen den Anforderungen eines Weltmarkts nicht standhalten konnten. Schulz’ Vision blieb damit stets ein Spagat zwischen Ingenieurstraum und wirtschaftlicher Realität. Fremdaufträge für andere Marken wie Bitter, Baur und Irmscher blieben Randerscheinungen, die nicht zur dauerhaften Stabilisierung beitrugen. Mit der nun eingetretenen Insolvenz endet möglicherweise ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Individualautomobils in Deutschland. Zwar betreute Isdera bis zuletzt Kundenfahrzeuge und arbeitete an Projekten wie dem futuristischen Konzept „Twincycle“, doch die Chancen auf einen Neuanfang erscheinen angesichts der aktuellen Situation gering. Ob und in welcher Form Isdera weiterbestehen kann, ist derzeit unklar. Für Sammler und Fans bleibt die Marke jedoch ein Meilenstein deutscher Automobilgeschichte – und ihre Fahrzeuge begehrte Raritäten.