Meilensteine

Bambino wird 50: Der Fiat 126 schlug sich durch

Hochgeladenes Bild Der 1972 vorgestellte Fiat 126 führte das Konzept des 500ers im Gewand der siebziger Jahre fort

Als Nachfolger des Fiat 500 fehlte dem 126 einfach das Knuddelige. Dennoch bekam er später offiziell den Kosenamen "Bambino" verpasst. Die Geburt des "Babys" Fiat 126 war allerdings eine schwierige. Als die Nachfolge des 500ers anstand, kam zunächst Fiats City Taxi von Piu Manzù ins Spiel, eine Konzeptstudie von 1968. Der Designer baute auf der Idee auf, starb jedoch schon im Jahr darauf bei einem Verkehrsunfall.

Hochgeladenes Bild Fiat-Designer Pio Manzù entwarf 1968 auf Basis des 850 das City Taxi, das dem 126er als stilistische Grundlage diente

Als der 126 kurz nach dem Debüt im Herbst 1972 in Produktion ging, erschütterten Streikwellen und der Terror der Roten Brigaden Italien. Und einer Laudatio zum 100-jährigen Firmenjubiläum von Fiat 1999 merkte man den Trennungsschmerz an, den der scheidende 500 hinterlassen hatte: "Der neue Kleinwagen, der mit mehr sorgfältigem Fleiß als mit kreativer Phantasie entworfen wird, hat nichts von der Anziehungskraft seines Vorgängers und sein produktions- und absatztechnischer Werdegang erweist sich als mühselig und problematisch."

Hochgeladenes Bild Im direkten Vergleich nehmen sich der frühe 126 A mit 600er Maschine und der 700er BIS nicht viel – er ist trotz Wasserkühlung nicht spürbar leiser – und auch nicht wirklich schneller. Und Fiats Verbrauchsangaben waren meist zu optimistisch...

Aber "Bambi" schlug sich durch. Sein geringer Benzindurst beflügelte die Absatzzahlen in den Ölkrisen der Siebziger. Er bot nun reellen Platz für Vier und auch mehr Stauraum als der Vorgänger. Der luftgekühlte Zweizylinder riss mit seinen 23 PS zwar immer noch nicht die Wurst vom Teller, auch nicht, als er von 600 auf 650 Kubik vergrößert wurde. Dafür konnte er ab 1973 im polnischen Exil mit den Trabis der Völkerfreunde aus der DDR austesten, welcher von beiden der Schnellere war. Bald darauf kamen die in Polen gebauten 126er auch in die Bundesrepublik.

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1979 mussten die Fließbänder des Kleinen in Italien Platz für den Panda schaffen. Und ab 1985 gab's ein ordentliches Zündschloss anstelle des Anlasserzugs auf der Mittelkonsole. Mit dem wassergekühlten 700er im 126 BIS kam ab 1987 etwas mehr Pep ins und eine große Heckklappe ans Wägelchen – doch schon vier Jahre später wurde er wieder eingestellt.

Hochgeladenes Bild Anfangs wurde der im November 1972 auf dem Turiner Salon präsentierte Fiat 126 ausschließlich im italienischen Fiat-Werk Montecassino hergestellt

Zu jener Zeit hatte die Wende massenweise polnische 126er "Luftis" als rollende Schikanen auf inzwischen wieder gesamtdeutsche Autobahnen gespült – und, kaum glaublich: Man konnte den Eindruck gewinnen, der Trabi wäre tatsächlich etwas schneller. Was aber auch an der oft abenteuerlich verzurrten Fracht in, an und auf den Elefantenrollschuhen aus Bielsko-Biała und Tychy gelegen haben mag. Und noch immer war kein Ende in Sicht: Fiat ließ die Bänder mit dem luftgekühlten 650er nach der Übernahme des polnischen Lizenznehmers FSM 1992 weiterlaufen, ab 1996 gab es ihn sogar mit U-Kat, wenn auch längst nicht mehr bei uns. Sein Kosename beim östlichen Nachbarn lautete "Maluch". Der letzte "Kleine" wurde am 22. September 2000 gefertigt, insgesamt waren es 4.671.586 Exemplare – über eine Million mehr als vom 500er.

Text: Michael Hundt

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