Größter Tag der deutschen Bahnsportszene

4. SEPTEMBER 1983: Der Weltmeister heißt Müller!

Für die 32.000 (oder waren es gar 42.000?) Zuschauer bleibt es bis heute der größte Tag in der Geschichte der deutschen Bahnsportszene: Jener 4. September 1983, an dem sich der Kieler Egon Müller im ostfriesischen Motodrom Halbemond zum bis heute einzigen deutschen Speedway-Weltmeister krönt! Zum ersten, an nur einem Tag ausgetragenen Weltfinale in Deutschland (1989 folgte noch München, 1993 Pocking) ist ein Starterfeld der 16 weltbesten Piloten versammelt, darunter Größen wie der dänische Favorit Däne Hans Nielsen, der am Ende jedoch nur auf Platz 7 landet. Titelverteidiger Bruce Penhall dagegen ist nur als Promi vor Ort: Der glamouröse Amerikaner will seine Karriere viel lieber im Filmbusiness in Kalifornien fortsetzen…

Die meisten Fans sind jedoch wegen zweier deutscher Fahrer gekommen: Karl Maier, amtierender Sandbahn-Weltmeister, vor allem aber wegen Egon Müller (34). Der Kieler hat schon drei WM-Titel und ist der Superstar der deutschen Bahnsportszene. Auf der Langbahn ist er in den Siebzigern und Achtzigern unschlagbar, im Speedway dagegen, wo mit 500-Kubik-Viertaktern ohne Bremse, mit nur einem Gang und Methanol gefahren wird, zählt Müller nicht mal zu den Top Ten.

Ungewiss sind die Zuschauerzahlen von damals: Vor dem großen Finale nimmt der ortsansässige Verein, der MC Norden, eine Menge Geld in die Hand, um die Kapazität des seit 1972 bestehenden Stadions nach oben zu schrauben. Mit Zuschüssen des Landes und des Kreises werden mehr als drei Millionen Mark investiert, um offiziell knapp 50.000 Zuschauern Platz zu bieten.

Wieviel Zuschauer letztendlich dabei sind, darüber schwanken die Zahlen irgendwo zwischen 32.000 und 42.000. Fakt ist, dass das Motodrom bis heute das mit Abstand größte Stadion Ostfrieslands geblieben ist – und das größte reine Speedwaystadion Europas! Die Bahn hat eine Länge von 396 Metern und ist auf den Geraden zwölf Meter breit. Die Kurvenbreiten liegen bei 16 Meter.

Zurück zum September 1983: Müller gilt zwar als Außenseiter, hat jedoch den Heimvorteil. Und den nutzt er: Unterstützt von Franz Arens, Clubchef des MC Norden, testet der Tausendsassa tagelang GM-Motoren seines Tuners Otto Lantenhammer. Auch Übersetzungen wechselt er dutzendfach. Den Schotter-Bahnbelag bearbeitet er höchstpersönlich: mit Traktor und Walze fährt er ums Oval, um die Beschaffenheit seinen Bedürfnissen anzupassen… Am Sonntag, 4. September 1983 ist es soweit: Fünfmal tritt jeder der 16 Piloten in Punkteläufen an, in jedem Durchgang hatte Müller drei Gegner, und fast in jedem Heat fährt der Holsteiner als Führender in die erste Kurve. In Lauf zehn trifft Müller auf Landsmann Karl Maier – und siegt. Am Ende fehlen in Heat 19 noch zwei Punkte zum Titel: Als Dritter gestartet, überlässt Müller Hans Nielsen die Führung. Doch dem Dänen reißt in der dritten Runde die Primärkette – und Egon überquert als Laufsieger und Speedway-Weltmeister die Linie!