Eigenwillige Details

Traumauto eines Designers: Loewys Lancia Loraymo wird 60

Gut gebrüllt, Loewy!

Der Loraymo basiert auf einem Lancia Flaminia. Designer Raymond Loewy, der seit den frühen Dreißigern Autos enwarf, orderte bei der Turiner Firma 1959 ein Chassis des damals brandneuen Topmodells. In Zeiten, in denen handgefertigte Karosserien nach Kundenwunsch noch gang und gäbe waren, war das keine ungewöhnliche Bestellung. Auf dieser Basis baute der erfahrene Loewy, eigentlich bekannt für sein Fingerspitzengefühl für die Befindlichkeiten der Kunden am Auto, den Loraymo, der ihm offensichtlich besonders am Herzen lag. Auf dem Pariser Salon 1960 feierte er seine Premiere und erregte die Gemüter der Besucher.

Bei dem zweisitzigen Coupé hielt sich Loewy kaum an seine eigenen Grundsätze, aber der sollte ja auch nicht in Serie gehen. Hans Ulrich Wieselmann, der 1960 für Das Auto, Motor und Sport vom Pariser Salon berichtete, schrieb verhalten höflich vom "personal touch" Loewys, der dem Wagen deutlich anzusehen sei – über Geschmack lässt sich eben nicht streiten. Doch Wieselmann erwies sich bei seinem Salonbesuch als präziser Beobachter, denn er berichtete später von Details des Fahrzeugs, die viele andere angesichts des verstörenden Gesamteindrucks zweifellos gar nicht wahrnahmen.

Loewy diente der Loraymo bald als fahrender Werbeträger, als mobile Kostprobe seines Schaffens. Für einen Designer gibt es schließlich kaum eine bessere Werbung, als mit einem selbst entworfenen, und noch dazu alltagstauglichen Auto beim Kunden vorzufahren. Nach einigen tausend Kilometern verkaufte Raymond Loewy sein Auto an Lancia, die ihn noch heute in ihrer werkseigenen Sammlung pflegen.

Der Loraymo in OLDTIMER MARKT

MARKT-Redakteur Gregor Schulz ist den Loraymo gefahren und berichtete in Ausgabe 1/2016 ausführlich über Raymond Loewys eigenwilliges Gefährt. Sie können Sie in unserem Online-Shop bestellen oder hier als E-Paper lesen.