Zu brutal für Chrysler

Lamborghini Diablo bekam Design-Feinschliff aus Detroit

Hochgeladenes Bild Gandinis Entwurf war Mutterkonzern Chrysler zu brutal, daher ließ man ihn von eigenen Designern überarbeiten

Der Teuflische

In den Neunzigern markierte der Diablo den Gipfel in der Sportwagenwelt. Mittlerweile ist der Supersportler im Oldtimer-Alter angekommen – Anfang des Jahres wurde er 30

Die Lamborghini-Männer verschlingen dicke Wälzer über Stierkämpfe, bevor sie sich auf einen Namen für den Nachfolger des Countach einigen können, jenes Sportwagens, den sie in Sant' Agata damals schon fast 20 Jahre lang bauen. Technik-Chef Daniele Audetto ahnt, dass ein klangvoller Name für den Erfolg seines neuen Babys von gewisser Wichtigkeit sein würde, bisher trägt der Supersportwagen aber nur die nüchterne Bezeichnung P132. Am Ende fällt die Entscheidung auf Diablo, nach einem tapferen Stier, der sich im Jahr 1869 einen legendären Kampf mit dem Matador Jose de Lara, genannt "El Chicorro", lieferte. Diablo war wendig und schnell. Es brauchte 16 Lanzen um ihn zu Fall zu bringen...

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Weil Lamborghini seit 1987 zum amerikanischen Chrysler-Konzern gehört, wird schließlich Lee Iacocca die Ehre zuteil, den Diablo am 20. Januar 1990 im Rahmen der Rallye Monte Carlo der Öffentlichkeit vorzustellen. Wie sein Vorgänger hat der Neue stylische Scherentüren. Darüber hinaus mangelt es ihm nicht an Superlativen: 325 km/h Spitze sind eine deutliche Ansage an die Konkurrenz, genauso wie die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,1 Sekunden. 492 PS presst der V12-Motor aus 5,7 Liter Hubraum. Lamborghini-Präsident Emile Novaro und seine Männer, darunter Ex-Ferrari-Mann Mauro Forghieri, können zufrieden sein.

Zu brutal: Nachbesserung aus Detroit

Ob Marcello Gandini an jedem Tag auch zufrieden ist, ist nicht überliefert. Gandini, einer der bedeutendsten Autodesigner Italiens, zeichnete alle Lamborghini-Modelle seit dem Miura. Der prestigeträchtige Ruf der Marke ist auch ein Ergebnis seiner Arbeit. Ausgerechnet seinen Entwurf lassen die neuen Eigentümer der Traditionsschmiede damals von namenlosen Designern in Detroit überarbeiten, weil sie ihn für zu brutal halten. Dass am Diablo vermutlich Männer herumdokterten, die auch für den Plymouth Acclaim verantwortlich waren, darüber schweigt die glorreiche Firmenchronik heute. Vermutlich ist verletzter Stolz dabei, als Gandini seinen brachialen Ur-Entwurf an seinen Landsmann Claudio Zampolli verschachert, der ihn für seinen Sechzehnzylinder-Sportwagen Cizeta V16T übernimmt.

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Über die Jahre zündet Lamborghini immer neue Evolutionsstufen: So schieben die Italiener im Jahr 1993 den Diablo VT (Visco Traction) mit Allradantrieb nach, 1995 debütiert der Diablo VT Roadster. Im gleichen Jahr feiert die Sportwagenschmiede aus Sant' Agata ihr 30-jähriges Bestehen mit dem 525 PS starken Sondermodell Diablo SE 30. Wem der nicht genügt, der bestellt das 603 PS starke Jota-Paket dazu, für das es jedoch keine Straßenzulassung gibt. Im Jahr 1996 startet dann der Diablo SV (Sport Veloce) zunächst mit 500, später 520 PS. Nach einem kurzen Intermezzo unter MegaTech, übernimmt im Jahr 1998 Audi das Ruder.

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Seine ikonischen Klappscheinwerfer büßt der Diablo 1999 im Rahmen einer Modellpflege ein. Im selben Jahr erscheinen Diablo GT und GT-R. Leistung und Hubraum des Basismodells indes wachsen unter der Ingolstädter Ägide weiter. Mit 557 PS aus sechs Liter ist der Diablo im Jahr 2000 wieder der schnellste Seriensportwagen mit Straßenzulassung. Nach 2884 Exemplaren folgt im Jahr 2001 die Ablöse durch den Murciélago.

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