Mercedes-Benz G-Modell

40 Jahre volle Kante

Warum Mercedes-Benz im Februar 1979 ausgerechnet an der französischen Rennstrecke Circuit Paul Ricard seinen neuen Geländewagen vorstellte, verliert sich heute im Dunkel. Denn auch wenn damals noch niemand ahnen konnte, welch ein erfolgreiches Modell das gerade präsentierte G-Modell werden würde, so war eine Rennstrecke doch der denkbar unpassendste Ort für eine derartige Präsentation. Und auch, wenn die G-Modelle in den letzten vierzig Jahren so ziemlich jede nur denkbare Aufgabe erledigten, Rundstreckenrennen waren bisher jedoch nicht dabei. Denn egal, ob als Freizeitmobil, Einsatzwagen bei Feuerwehr und Polizei, im Forsteinsatz, beim Militär, als Luxuskarosse oder als Paris-Dakar-Sieger: Das G-Modell schafft scheinbar alles.

Deutsch-österreichische Kooperation

Der Startschuss zum Geländewagenprojekt fällt 1971. Aber nicht alleine, sondern zusammen mit den österreichischen Allradspezialisten von Steyr-Daimler-Puch (SDP). Eine Kooperation, die schon in den dreißiger Jahren gegründet wurde. Die Eckpunkte sind schnell umrissen: serienmäßig zuschaltbarer Allradantrieb, voll wirkende Differenzialsperren und Nebenantrieb, dazu Rahmenbauweise (für größtmögliche Variabilität bei den Aufbauten) und Starrachsen mit Schraubenfedern. Das Ganze darf aber nicht breiter als 1,7 Meter ausfallen, um auch auf schmalen alpenländischen Wegen nicht anzuecken. Schon 1974 sind erste Prototypen unterwegs und auch das Design unter der Leitung von Bruno Sacco steht bereits in groben Zügen.

Made in Austria

1977 wird die Geländefahrzeug Gesellschaft mbH (GfG) gegründet, welche die Produktion des G übernehmen soll. Daimler-Benz und Steyr-Daimler-Puch sind zu je 50 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, dessen Produktionsanlagen im SDP-Werk Graz-Thondorf entstehen. Motoren, Achsen und Lenkung fertigt Mercedes-Benz in Deutschland, Rahmen und Aufbauten entstehen in Graz, wo auch alles zusammengefügt wird. Puch übernimmt den Vertrieb in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und in Jugoslawien (bzw. der Nachfolgeländer), den Markennamen Mercedes darf das G-Modell dagegen in allen anderen Ländern tragen.

Von der Sahara bis in die Innenstädte

Auch wenn die Prototypen unter anderem auf den anspruchsvollen Hausteststrecken und bei Millionen von Testkilometern bewiesen haben, dass sie jeder Aufgabe gewachsen sind, so zeigt sich das Potential des G erst wirklich in den Händen der Kunden. Egal, ob im Wald, der Sahara, auf Dschungelexpeditionen oder im Militäreinsatz in Krisengebieten offenbaren sich die Talente des Allradlers. Und über die Jahre kommt sogar noch eines hinzu, mit dem die Entwickler einst überhaupt nicht gerechnet hatten: Der G mausert sich vom raubeinigen Arbeitstier zum Statussymbol. Eine auf Luxus bedachte Klientel entdeckt das hochbeinige Gefährt und fordert nun Dinge ein, die einst nicht im Lastenheft standen. Mercedes-Benz gelingt der Spagat und gliedert die Baureihe auf: Wer will, kann später sogar aufgepumpte AMG-Versionen mit aberwitzigen PS-Zahlen beim Händler erstehen.

39 Jahre in der Fast-Urform

Nach zahlreichen Facelifts und unzähligen Detailveränderungen ist erst 2018 Schluss. Nein, nicht mit dem G, sondern mit dem ursprünglichen Modell, dass nach 39 Jahren durch eine Neuentwicklung abgelöst wird. Die sieht zwar fast so aus wie der alte, ist aber rundum neu. Und wer weiß, vielleicht schafft es ein G-Modell ja doch noch einmal auf eine Rundstrecke…

Mehr zum G

Noch mehr Informationen rund um die Geschichte des G-Modells finden Sie in OLDTIMER MARKT 12/2010.