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Elvis’ BMW ist zurück

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Der King ist zurück: Nein, Elvis ist nicht wieder auferstanden, aber dafür sein BMW 507. Der Wagen, den der „King of Rock’n’Roll“ als GI in Deutschland fuhr und der fast 50 Jahre als verschollen galt, wurde von der BMW Group Classic in zweijähriger Arbeit wieder perfekt in seinen Originalzustand zurückversetzt. Die erste öffentliche Präsentation des wieder in Federweiß erstrahlenden 507 soll am 21. August im Rahmen des Concours d’Elegance im kalifornischen Pebble Beach stattfinden.

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Mehr als nur Elvis’ 507 - die bewegte Geschichte von 70079

Tatsächlich war jahrelang weder klar, welchen 507 genau fuhr, noch wo der Wagen lange Jahre abgeblieben war. All diese Rätsel sind nun gelöst, dank der Experten des BMW Group Classic Archivs und der US-amerikanischen Journalistin Jackie Jouret. Sie durchforstete zeitgenössische Berichte über Elvis‘ BMW 507 sowie einschlägige Literatur über die Historie dieses Modells und stieß dabei auf ein wesentliches Detail. Diverse Quellen wiesen darauf hin, dass der an Elvis Presley in Deutschland ausgelieferte BMW 507 kein Neuwagen war, sondern zuvor von dem Rennfahrer Hans Stuck genutzt worden war. Der als „Bergmeister“ bekannte Motorsportler gewann zwischen Mai und August 1958 in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehrere Bergrennen - in einem weißen BMW 507 mit der Fahrgestellnummer 70079 und dem Kennzeichen M-JX 800. Ebenso ist bekannt und durch Fotoaufnahmen belegt, dass dieser, am 13. September 1957 vom Band gerollte und wenige Tage später auf der Frankfurter IAA ausgestellte Roadster mehrfach für Presse-Testfahrten eingesetzt wurde. Bereits im Oktober 1957 präsentierte Hans Stuck den Wagen auf der London Motorshow und reiste anschließend über Belgien, wo er den Roadster König Baudouin vorstellte, zur Automobilausstellung nach Turin. Und damit nicht genug: Im Sommer 1958 gewann Stucks BMW 507 den automobilen Schönheitswettbewerb in Wiesbaden und stand in den Bavaria Filmstudios für den Kinostreifen „Hula-Hopp Conny“ vor der Kamera.

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Ein GI geht einkaufen

Eben dieses Fahrzeug gelangte im Herbst 1958 an einen Händler in Frankfurt, der es dem damals 23 Jahre alten US-Soldaten Presley verkaufte. Auf Fotos, die während der Fahrzeugübergabe entstanden, ist zu sehen, dass der BMW 507 zu diesem Zeitpunkt bereits ein Überführungskennzeichen trug. Später erhielt er eine jährlich wechselnde Registrierung des US-Militärs. Nicht zuletzt deshalb sollte sich die Identifizierung des Fahrzeugs Jahrzehnte später als kompliziert erweisen. Absolute Gewissheit erlangten die Experten des BMW Group Classic Archivs erst, als sie auf den Versicherungsantrag aus dem Dezember 1958 stießen, in dem neben dem Halter Elvis Aaron Presley auch die Fahrgestellnummer 70079 verzeichnet war.

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Neue Farbe wegen der Verehrerinnen

Elvis Presley nutzte den BMW 507 für die Fahrten zwischen seinem Wohnort Bad Nauheim und der US Army Base in Friedberg, stets beobachtet und oft geradezu belagert von weiblichen Fans, die auf dem weißen Lack des Roadsters ihre mit Lippenstift verzierten Liebesbotschaften hinterließen. Für den US-Soldaten Presley waren diese Zuneigungsbekundungen unangenehm, sodass er das Fahrzeug in Rot umlackieren ließ.

Inhaltsbild Chevy-Triebwerk und Motorsporterfolge

Im März 1960 kehrte Elvis Presley in die USA zurück und nur wenige Monate später tauchte der rote Roadster mit der Fahrgestellnummer 70079 bei einem Chrysler-Händler in New York auf, der ihn für 4500 Dollar an den Radiomoderator Tommy Charles verkaufte. Der baute einen Chevrolet-Motor ein, der so viel Platz beanspruchte, dass Teile des vorderen Rahmenträgers herausgeschnitten werden mussten. Auch das Getriebe und die Hinterachse sowie die Instrumente im Cockpit ersetzte Charles gegen Fremdteile. In Daytona Beach gewann Charles mit dem radikal modifizierten Roadster ein Rennen, anschließend startete er noch bei mehreren weiteren Wettkämpfen, bevor er das Fahrzeug im Laufe des Jahres 1963 verkaufte.

46 Jahre in einer Hand und ein erster Verdacht

Zwei weitere Besitzerwechsel folgten und führten den BMW 507 schließlich nach Kalifornien. Der Raumfahrt-Ingenieur Jack Castor erwarb den Wagen 1968, fuhr ihn zunächst sporadisch im Alltagsverkehr und fasste dann den Entschluss, ihn für eine spätere Restaurierung einzulagern. Bei Nachforschungen zu seinem Wagen stieß Castor auf die Journalistin Jackie Jouret. Er schrieb die Autorin an, berichtete ihr von dem in seinem Besitz befindlichen BMW 507 mit der Fahrgestellnummer 70079 und lud sie zu einer Besichtigung des Fahrzeugs ein. Ihm war bewusst, dass er den ehemaligen Rennwagen vonHans Stuck besaß, über eine Verbindung zu Elvis konnte jedoch auch er bis dato nur spekulieren. Für Jackie Jouret war die Sache hingegen klar. Sie stellte dann auch den Kontakt zur BMW Group Classic her, die anhand von Archivdokumenten die bisher zusammengetragenen Indizien bestätig konnten.

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Der Verkauf und ein Versprechen

Jack Castor war nicht daran interessiert, den unverhofften zusätzlichen Ruhm seines BMW 507 in schnelles Geld umzumünzen. Doch nach mehreren Jahren und vielen Gesprächen mit den Experten für Oldtimerrestaurierungen bei der BMW Group Classic, Klaus Kutscher und Axel Klinger-Köhnlein, kam eine Vereinbarung zustande. Sie beinhaltete neben dem Erwerb des Fahrzeugs durch die BMW Group Classic auch den authentischen Wiederaufbau des Fahrzeugs nach den Vorstellungen Castors.

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Im Frühjahr 2014 war es soweit. Nach einer erstes Station im BMW Museum, wo der Roadster im Rahmen der Sonderausstellung „Elvis‘ BMW 507 - lost and found“ dem Publikum präsentiert wurde, begannen die Restaurierungsarbeiten. Dazu wurde die Karosse vollkommen gestrippt und die Aluminiumkarosserie von der Bodengruppe aus Stahlblech getrennt. Grundsätzlich galt es bei allen Arbeiten soviel Originalsubstanz wie möglich zu retten. Viele Komponenten mussten jedoch neu gefertigt werden. Dabei traf traditionelle Handarbeit im Stil der fünfziger-Jahre auf High-Tech-Produktionsverfahren von heute. Das Armaturenbrett wurde nach ursprünglichem Muster neu gegossen. Die Lederausstattung entstand exakt nach dem Vorbild alter Fotos und Kataloge. Fensterkurbeln und Türöffner wurden in einem hochmodernen 3D-Druckverfahren nach Originalmaßen nachgefertigt.

Alte und neue Techniken für ein perfektes Ergebnis

Der Motor für Elvis‘ BMW 507 wurde aus Einzelteilen in Originalspezifikation komplett neu aufgebaut. Das 3,2 Liter große V8-Triebwerk erhielt jedoch aufgrund der unvermeidlichen, aber ansonsten unüblichen Mischung aus Alt- und Neuteilen keine Motornummer. Der einst herausgeschnittene vordere Rahmenträger konnte nun ebenfalls wieder nachgefertigt und eingebaut werden. Maximale Authentizität stand auch bei der Lackierung des Fahrzeugs im Vordergrund. Der BMW 507 erstrahlt nun wieder in Federweiß. Das Auftragen von Grundierung, Füller und Decklack erfolgte dabei nicht nach den heute üblichen Methoden, sondern in einem Verfahren, das der vor rund 60 Jahren eingesetzten Technologie entspricht. So wurde das heutzutage erwünschte, für Oldtimer jedoch unpassende Übermaß an Farbbrillanz vermieden. Als Reminiszenz an die bewegte Vergangenheit des 507 verblieb ein Teil der A-Säule im rot lackierten Fundzustand.

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So wie Hans Stuck ihn fuhr, wie Elvis ihn kaufte und wie Jack Castor ihn sich wünschte

Das alles entspricht exakt den Vorgaben des Vorbesitzers Jack Castor. Er hatte von Beginn an den Wiederaufbau des Roadsters im Original-Auslieferungszustand des Jahres 1958 im Sinn gehabt. Sein Wunsch, den BMW 507 mit den Augen des „Kings“ sehen zu können, blieb dennoch unerfüllt: Jack Castor starb im November 2014 im Alter von 77 Jahren. Der nun fertiggestellte BMW 507 ist nicht nur das Auto des „King“, sondern auch das Vermächtnis Jack Castors und obendrein ein eindrucksvolles Zeugnis der Fähigkeiten der BMW Group Classic.

Die einzelnen Arbeitsschritte der Restaurierung können Sie hier nachverfolgen.