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Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2016: die Autos der Klasse F

Klasse F - die Autos der Stars

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1952 Jaguar XK 120

Angesichts dieses „Open Two Seater“ bedarf es keiner überschäumenden Fantasie, um sich Clark Gable nebst einer Schönheit darin vorzustellen. Tatsächlich fuhr der legendäre Mime mit dem unbescheidenen Spitznamen „King of Hollywood“ genau dieses Auto. Nur nicht auf der Leinwand, sondern im wirklichen Leben. 1952 ließ er sich den Roadster ans Filmset im südenglischen Cornwall liefern, wo er gerade das Drama „Es begann in Moskau“ drehte. Von dort aus fuhren er und das Fotomodell Suzanne Dadolle mit dem XK 120 ins Tessin, wo der Wagen gewartet wurde - während Clark Gable mit seiner Freundin im Grandhotel Villa d’Este am Comer See das „Dolce Vita“ genoss. Wenige Monate nach seiner Rückkehr in die USA verkaufte er den Jaguar, der später in Südafrika und schließlich in der Schweiz landete. 1982 erwarb ihn dort der Vater des heutigen Eigners. 2016, nach 34 Jahren Stillstand und einer Totelrestaurierung, erstrahlt der Wagen wieder so, wie sein Erstbesitzer Clark Gable ihn einst erhielt.

Motor Reihensechszylinder, 3442 ccm Hubraum
Aufbauform Roadster
Karossier Jaguar
Besitzer Oliver Wittibschlager (Schweiz)

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1957 Dual-Ghia

Als der berühmte Sänger, Schauspieler und Entertainer Vic Damone aus New York diesen Dual-Ghia anschaffte, bewies er Geschmack, insbesondere aber Standesbewusstsein; immerhin galt die italienisch-amerikanische Koproduktion, die vom Chrysler-Chefdesigner Virgil Exner entworfen und bis auf zwei Exemplare ausschließlich als „Convertible“ geliefert wurde, in jener Ära als „The Car of the Stars“: Frank Sinatra hatte einen, Peter Lawford und Ronald Reagan ebenso, und Dean Martin fuhr mit seinem Dual-Ghia ausgedehnt durch Billy Wilders Filmkomödie „Küss mich, Dummkopf“. Obwohl sich unterm Blech die Serientechnik eines 230 PS starken Dodge verbirgt, kostete der transatlantische Hybrid mit 7646 US-Dollar mehr als zwei Ford Thunderbird. Somit blieb er eine Rarität: Von 1956 bis 1958 fertigte Ghia in Turin mittels eigener Karosserien und per Schiff zugelieferter Mechanik nur 117 Wagen. Wovon neben diesem Stück, das seit 1972 in einer Hand ist, gerade einmal 29 in fahrbereitem Zustand überlebten.

Motor V-Achtzylinder, 5155 ccm Hubraum
Aufbauform Convertible
Karossier Ghia
Besitzer Arnold Stevens (USA)

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1966 Ferrari 330 GTC

Das tiefe Schwarz steht ihm hervorragend, dem von schlichter Eleganz geprägten Ferrari 330 GTC. Man könnte auch sagen, es harmoniert besonders gut mit der Aura seines Erstbesitzers. Der ist so berühmt, dass wir das Kapitel über die technischen Charaktere dieses Ferrari (300-PS-Zwölfzylinder, Fünfganggetriebe zwischen den Hinterrädern) lieber knapp halten und gleich vermelden, von wem die Rede ist: Marcello Mastroianni, Prototyp eines herzensbrechenden Playboys, dem die Damenwelt des Jetset zu Füßen liegt - eine Reputation, die ihm seit dem Erfolgsfilm „La Dolce Vita“ von 1960 anhaftete. Sein ganz privates süßes Leben schmückte er unter anderem mit weiblichen Filmstars wie Faye Dunaway, Catherine Deneuve, Ursula Andress, Lauren Hutton oder Claudia Cardinale - aber auch mit rassigen Autos: In seiner Garage gaben sich Lancia, Triumph und andere ein Stelldichein. Marcello Mastroiannis Lieblingsauto soll allerdings dieser schwarze Ferrari 330 GTC gewesen sein. Was Kenner klassischer Karossen ihm kaum verdenken können.

Motor V-Zwölfzylinder, 3967 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier Pininfarina
Besitzer Carlo Confidati (Italien)

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1967 Ferrari 275 GTB/4

Man muss sehr lange suchen, um einen Schauspieler zu finden, der eine so innige Affinität zu Supersportwagen hat wie einst Steve McQueen. In vielen Filmen, die der fast schon berüchtigt introvertierte „King of Cool“ charakterstark prägte, spielten schnelle Autos weitere Hauptrollen. Er bewegte sie im Rennsport, sammelte sie beinahe obsessiv. Wobei Ferrari-Modelle seine größte Leidenschaft waren. Nach mehreren Vollblütern aus Maranello bestellte er 1967 einen 275 GTB/4, konkret: den hier gezeigten. Geliefert wurde er in goldbraunem Metalliclack - einer Farbe, die Steve McQueen hasste, weshalb er die Berlinetta noch vor der Jungfernfahrt in ein „Chianti Red“ umlackieren ließ. Nach vier Jahren verkaufte er sie dem Hollywood-Mimen Guy Williams, später führte sie ein wechselvolles Dasein, das ihr sogar einen Spider-Umbau und später dessen Rückrüstung bescherte. Letzteres veranlasste ein weiterer Prominenter, der den Ferrari von 2009 bis 2014 besaß: Vern Schuppan, Le-Mans-Sieger des Jahres 1983.

Motor V-Zwölfzylinder, 3286 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier Scaglietti
Besitzer David Moores (Großbritannien)

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1975 Ferrari 365 GT/4 Berlinetta Boxer

Dass Ferraris konventioneller Frontmotor-Berlinetta 365 GTB/4, genannt Daytona, ein Mittelmotor-Bolide folgen würde, war schon früh bekannt. Er debütierte 1971 in Gestalt 365 GT/4 Berlinetta Boxer - in jenem Jahr, in dem der US-Schauspieler Clint Eastwood durch seine Hauptrolle als Inspector Callahan in „Dirty Harry“ zum Weltstar wurde. 1975, zwei Jahre nach dem Start der Serienfertigung, verließ der hier gezeigte Berlinetta Boxer das Ferrari-Werk - um im Dezember 1977 in den Besitz von Clint Eastwood in Carmel, Kalifornien, zu gelangen. Es ist nicht überliefert, ob der Zwölfzylinder-Zweisitzer dem Actionhelden zu wenig luftig oder zu wenig exklusiv war; jedenfalls ließ er das Coupé Anfang der Achtzigerjahre zum Spider mit herausnehmbarem Dachsegment umschneidern. 1985 verkaufte Clint Eastwood den „365 GT/4 BB Targa“, es folgten mehrere weitere Eigner in den USA und in Japan - bis 2011, als William E. Heinecke das Einzelstück erwarb.

Motor V-Zwölfzylinder (180° Bankwinkel), 4390 ccm Hubraum
Aufbauform Spider
Karossier Scaglietti
Besitzer William E. Heinecke (Thailand)

Die weiteren Klassen

Klasse A - Vorkriegs-Dekadenz
Klasse B - Supercars vor 1945
Klasse C - Haute-Couture-Raritäten
Klasse D - kompakte Sportler
Klasse E - Mut zur Andersartigkeit
Klasse G - GT von 1950 bis 1975
Klasse H - Designikonen der Siebziger und Achtziger
Klasse I - Rallyefahrzeuge von 1955 bis 1985

Texte: Wolfgang Blaube