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Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2016: die Autos der Klasse D

Klasse D - kompakte Sportler

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1954 Siata 208 S

Nur 35 Exemplare des hinreißenden Siata 208 S wurden von 1953 bis 1955 gebaut. Einige, möglicherweise sogar die meisten davon beschritten sehr ähnliche Lebenswege: Bald, nachdem sie als Neuwagen in die USA verkauft wurden, erhielten sie einen Grauguss-Achtzylinder dortiger Provenienz - um viel später, als sich der verdiente Sammlerstatus der Sportwagen-Rarität zementierte, wieder auf das originalgetreue Filigrantriebwerk von Fiat zurückgerüstet zu werden. Auch der hier präsentierte Siata 208 S erlebte diese wechselvolle Geschichte - allerdings gleich zweimal: Der jahrzehntelang verbaute Chevrolet-V8 wich 1979 dem originalgetreuen „Otto-Vu“-Zweiliter, der in den Neunzigern erneut durch einen US-Achtender - diesmal von Ford - ersetzt wurde. Den fünften, wiederum korrekten und endgültigen 105-PS-Motor dieses Siata 208 S ließ dessen heutiger Besitzer im Zuge einer Vollrestaurierung montieren. Er stammt aus einem weiteren 208 S - der seinerseits in jungen Jahren mit einem Chevy-V8 bestückt worden war. Natürlich.

Motor V-Achtzylinder, 1996 ccm Hubraum
Aufbauform Spider
Karossier Motto
Besitzer Jan de Reu (Belgien)

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1954 Fiat 8V Supersonic

Nur ein halbes Jahr, nachdem der US-Pilot Chuck Yeager im Herbst 1947 erstmals die Schallmauer durchbrochen hatte, landete der Traum von Tempo-Sphären im Überschallbereich auf der Straße: mit dem Fageol Supersonic, einem futuristischen Prototyp für das schnellste Straßenfahrzeug der Welt. Der Serienbau scheiterte, nicht jedoch Lou Fageol, dessen Name fortan diverse verwegene Fahrzeuge mit stilistischer Nähe zum Strahlflugzeug zieren sollte. Blende von Ohio nach Turin: 1953 realisierte die Carrozzeria Ghia erstmals den Entwurf ihres Designers Giovanni Savonuzzi für einen radikal geformten Sportwagen in Jet-Anmutung. Dass dessen Name Supersonic von Lou Fageol inspiriert war, ist überaus wahrscheinlich: Von den 14 derart geformten Fiat 8V Supersonic, die bei Ghia entstanden, kaufte er gleich zwei. Etwa den hier gezeigten, den Stoßstangen nach seinem sehr persönlichen Geschmack zieren. 1955 lief Fageol mit diesem Fiat 8V beim Concours d’Elegance in Pebble Beach auf, wo er einen hoch verdienten Klassensieg errang.

Motor V-Achtzylinder, 1996 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier Ghia
Besitzer Marc Behaegel (Belgien)

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1954 Maserati A6 GCS Berlinetta

Vollblütige Wettbewerbsgeräte, gestaltet in ästhetischer Perfektion einer Stilikone: Das gab es vor allem in den Fünfzigerjahren. Eine Art heimlicher Star jener Spezies ist dieser Maserati A6 GCS im Pinin-Farina-Kleid. Das Design stammt aus der Feder von Aldo Brovarone, der es 1952 für die Marke Cisitalia geschaffen hatte. Nach deren Konkurs übergab er es als Mitgift seinem nächsten Arbeitgeber Battista „Pinin“ Farina, der es für den Maserati auswählte. Als der 41. Pariser Autosalon am 7. Oktober 1954 die Tore öffnete, wurde der hier gezeigte A6 GCS präsentiert. Graf Alberto Magi Diligenti kaufte ihn kurz darauf, um ihn im Mai 1955 bei der Mille Miglia einzusetzen. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits der 190 PS starke Formel-2-Motor eines Maserati A6 GCM verbaut war, der die faszinierende Berlinetta noch heute antreibt, ist nicht überliefert. Unabhängig davon ist sie jedoch das am originalsten erhaltene aller vier Exemplare, die von diesem Typ entstanden.

Motor Reihensechszylinder, 1988 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier Pinin Farina
Besitzer Timm Bergold (Monaco)

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1956 AC Aceca Bristol

Der AC Aceca war die Coupé-Variante des 1953 lancierten AC Ace, aus dem 1962 der AC Cobra direkt evolvierte. Die Zusatzbezeichnung weist auf den wahlweise erhältlichen Sechszylinder von Bristol hin, der wiederum eine technisch unwesentliche, wenngleich deutlich leistungsgesteigerte Weiterentwicklung des fantastischen BMW-328-Motors von 1936 darstellt. Von den 169 Aceca Bristol, die von 1956 bis 1963 das AC-Werk im südenglischen Thames Ditton verließen, gingen einige in die Schweiz. Drei dieser Coupés ließ der Importeur Hubert Patthey bei der namhaften Karosseriefirma Ghia Aigle aerodynamisch modifizieren, und zwar mittels einer längeren, spitzer zulaufenden Frontpartie und verschalten Scheinwerfern. Einer der Wagen wurde 1965 durch einen Unfall zerstört, ein weiterer überlebte in restaurierungsbedürftigem Zustand in Deutschland. Somit ist dieser von Ghia Aigle verfeinerte AC Aceca Bristol das einzige fahrbereite Muster seiner Art.

Motor Reihensechszylinder, 1971 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier AC
Besitzer Francis Maret (Schweiz)

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1961 Alfa Romeo Giulietta SZ Coda Tronca

Sie war so entzückend geformt wie im Rennsport erfolgreich, Alfa Romeos Giulietta Sprint Zagato, kurz SZ genannt. Im direkten Vergleich mit dem Lotus Elite, ihrem wohl härtesten Rivalen, mangelte es jedoch am Topspeed; ihre „Coda Tonda“, das Rundheck, war nicht der Strömungslehre letzter Schluss. Im Herbst 1960 machten sich Elio Zagato und sein neuer Chefdesigner, der erst 23 Jahre alte Ercole Spada, ans Werk, die Karosserieform radikal weiterzuentwickeln. Sie modifizierten die Aerodynamik einer Giulietta SZ, maßen auf der Autostrada den Tempo-Zuwachs, optimierten die Silhouette weiter, fuhren den nächsten Vollgas-Test. Bis die Idealform gefunden war, die die Höchstgeschwindigkeit um 20 km/h verbesserte - vor allem dank des Kamm-Hecks mit der umlaufenden Abrisskante. Jenes Experimentalfahrzeug wurde so zum Prototyp der bis 1962 nur 30mal gefertigten „SZ Coda Tronca“. Sein heutiger Zustand definiert den Begriff „teilrestauriert“ auf seine Art: Nur die rechte Hälfte des Wagens wurde in den einstigen Neuzustand versetzt - während sich die linke im ungeschminkten Charme eines harten Lebens präsentiert.

Motor Reihenvierzylinder, 1290 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier Zagato
Besitzer Corrado Lopresto (Italien)

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1968 Fiat Moretti 850 Sportiva SS

Mit dem Siegeszug der selbsttragenden Fahrzeugaufbauten in den Fünfzigerjahren verschwand allmählich die honorige Branche der Karossiers, die jahrzehntelang herrliche Blechkleider geschaffen hatte. Angesichts dieses Umstands erscheint umso respektabler, dass sich in Italien einige Couturiers ausgerechnet mit der Kleinserienfertigung renditearmer Sonderaufbauten für Kleinwagen über Wasser halten konnten. Die letzte prächtige Blüte dieser Spezies bildeten die verschiedenen Versionen, die Moretti auf der Grundlage des 1964 erschienenen Heckmotor-Kleinwagens Fiat 850 erschuf - und hier insbesondere der erste Entwurf des Schweizer Designers Dany Brawand für die Turiner Karosserieschmiede, genannt Sportiva. Dessen stilistische Nähe zum Fiat Dino Spider wird in der Fachwelt kaum als Zufall interpretiert. Wobei Moretti-Kenner die Befruchtung eher in entgegengesetzter Richtung erkennen - debütierte der „Baby-Dino“ Sportiva doch ein knappes Dreivierteljahr vor seinem vermeintlichen Vorbild...

Motor Reihenvierzylinder, 903 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé
Karossier Moretti
Besitzer Patrick Bischoff (Schweiz)

Die weiteren Klassen

Klasse A - Vorkriegs-Dekadenz
Klasse B - Supercars vor 1945
Klasse C - Haute-Couture-Raritäten
Klasse E - Mut zur Andersartigkeit
Klasse F - die Autos der Stars
Klasse G - GT von 1950 bis 1975
Klasse H - Designikonen der Siebziger und Achtziger
Klasse I - Rallyefahrzeuge von 1955 bis 1985

Texte: Wolfgang Blaube