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Die Super-Schlange

Der Mustang, das Erfolgsauto

Kaum ein US-Klassiker ist weltweit so beliebt wie das Urmeter des amerikanischen Sportwagens für Jedermann, dem Ford Mustang.

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Im April 1964 stellte der Autohersteller Ford das auf dem Falcon basierenden Sportcoupé vor und begründeten damit eine komplett neue Fahrzeuggattung, nämlich die der Pony-Cars. Vom Start weg schlug der nach einem amerikanischen Wildpferd benannte Wagen wie eine Bombe ein: Schon am ersten Verkaufstag standen gigantische 418.812 Bestellungen in den Auftragsbüchern der Ford-Händler. Ein neuer Rekord, ebenso wie die bereits nach zwei Jahren übersprungene Hürde von zwei Millionen verkauften Fahrzeugen.

Der Ruf nach mehr Leistung

Doch echte Performance-Freaks waren anfangs nicht so recht glücklich mit dem Coupé aus Dearborn. Gegen eine Chevrolet Corvette aus dem konkurrierenden General-Motors-Konzern hatte der Mustang keine wirklich leistungsstarke Variante entgegenzusetzen. Doch das sollte sich bald ändern: Schon 1965 legte mit Carroll Shelby ein anerkannter Motorsportspezialist seine Hand an den bis dato verhinderten Sportwagen. Shelby hatte sich mit der absolut kompromisslosen Fahrmaschine Cobra bereits einen Namen gemacht und auch Lee Iacocca (der Kopf hinter der Entwicklung des Mustang) war ihm wohlgesonnen und beauftragte ihn mit der Fertigung eines sportlichen Topmodells der Baureihe.

Shelbys erster Streich

Inhaltsbild Der Shelby GT 350 war mehr für Rennpisten als für Alltagsfahrten gemacht und aus Fords Sicht vielleicht ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Die tiefgreifenden Überarbeitungen an Motor und Fahrwerk durch den texanischen Ex-Rennfahrer kamen jedoch bei den leistungshungrigen Käufern gut an. Im ersten Jahr verließen 561 weiße Fastback-Coupés mit dem 306 PS starken 289er-HiPo-Smallblock die neuen Werkshallen von Shelby in Venice, Kalifornien. Mehr als fünfmal so viele wie ursprünglich erwartet. Es folgte die Rennversion GT 350 R und 1966 zusätzlich zum standardmäßig bei den Ford-Händlern erhältlichen 350 GT noch die speziell für die Autovermietung Hertz gefertigten GT 350 H. Diese konnte sich jeder der wollte für ganze 17 Dollar am Tag zuzüglich 17 Cent für jede gefahrene Meile ausleihen. Seinerzeit eine echte Ansage.

Big-Block-Power für den Mustang

Für das Modelljahr 1967 stand eine optische Überarbeitung der Baureihe an und abermals wurden wieder Rufe nach noch mehr Leistung laut. Shelby beantwortete diesen Wunsch indem er den 428er-Big-Block nach einer hauseigenen Leistungskur in den Motorraum des Mustang hievte. Das Ergebnis nannte sich nun Shelby Mustang GT 500 und schüttelte locker lässig 355 Pferdestärken aus über zwei Holley-Vierfachvergaser gefütterten sieben Liter Hubraum, war aber auch deutlich kopflastiger als der weiterhin parallel angebotene GT 350 mit dem wesentlich leichteren Small-Block. Leistung macht bekanntlich - vor allem zu jener Zeit - sexy, und so konnte Shelby 1967 von seinem neuen Top-Mustang sogar über 2000 Einheiten verkaufen.

Mehr ist mehr

Doch das war dem Meister nicht genug. Als US-Westküsten-Vertrieb für die Reifenmarke Good Year dachte sich Shelby für PR-Zwecke etwas ganz besonderes aus. Wäre es nicht besonders publikumswirksam mit einem Über-GT-500 bei einem Hochgeschwindigkeitstest auf die neuen Good Year "Thunderbolt"-Reifen aufmerksam zu machen? Die waren zwar eigentlich für schnöde Mittelklasse-Limousinen gedacht und daher auch nur in schmalbrüstigen Dimensionen erhältlich, aber was würde die Haltbarkeit dieser Pneus besser verdeutlichen als die Belastung durch einen Hochgeschwindigkeits-Dauerlauf mit einem Monster-Auto?

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Ein GT 40 als Herzspender

Die Wahl der Komponenten fiel leicht: Ein GT 500 stellt die Basis, als Motor kommt nur das seinerzeit heißeste verfügbare Eisen in Frage: Der 427er-Big-Block mit Aluminium-Zylinderköpfen aus dem Ford GT 40 Mk II. Das Aggregat verhalf dem flachen Sportwagen 1966 zum prestigeträchtigen Dreifach-Sieg der Marke bei den 24 Stunden von Le Mans. Ausgerüstet mit allerlei Leckerbissen wie einer heißen Nockenwelle (bis 7000 Umdrehungen), leichten Ventilen, stärkeren Pleueln und geschmiedeten Kolben brachte das Triebwerk satte 520 PS auf den Asphalt. Ansonsten stammte alles aus Ford-Serienteil-Regalen: Viergang-Getriebe, 2,73er Hinterachsübersetzung, Detroit-Locker-Sperrdifferenzial, Zehnzoll-Alufelgen. Optisch wies der Monster-Mustang nur leichte Veränderungen auf, die augenfälligste neben dem mittig verlaufenden Streifen in der Shelby-Hausfarbe Guardsman-Blue waren die mit 7,75 Zoll Breite spindeldürren "Thunderbolt"-Weisswandreifen.

Ein Name für den besonderen Mustang war schnell gefunden: GT 500 "Super Snake" - die Super Schlange - in Anlehnung an die Cobra in Shelbys Firmenlogo.

500 Meilen lang mit über 200 km/h

Inhaltsbild Die Demonstration auf Good Years Teststrecke in San Angelo, Texas verlief vor den Augen eines Fernsehteams von CBS und den Journalisten Life äußerst zufriedenstellend. Carroll Shelby selbst nahm anfangs das Steuer in die Hand, drückte jedoch bei einem Tankstopp seinem Mitarbeiter Fred Goodell seinen Helm in die Hand und sagte: "Ich muss weg. Fahr du mit meinem Helm weiter, das merkt sowieso niemand." Goodell setzte die Fahrt fort und nach den 500 Meilen Distanz stand ein Rundenschnitt von 228 km/h zu Buche. Als Höchstgeschwindigkeit waren sogar satte 273 km/h gemessen worden.

Der neue Thunderbolt-Reifen wies nach der Tortur keine Schäden und noch ein Restprofil von 97 Prozent auf.

Zu teuer für eine Kleinserie

Der Medien-Coup war geglückt. Doch für den GT 500 "Super Snake" gab es keine ernsthafte Verwendung mehr. Kurzzeitige Pläne eine Kleinserie von 50 Stück in identischer Spezifikation aufzulegen scheiterten schnell an dem zu erwartenden Verkaufspreis. Unerhörte 7500 US-Dollar waren einfach zu viel für einen Mustang, denn für etwas weniger war seinerzeit schon eine Cobra erhältlich und auch ein normaler GT 500 war schon für rund 4200 Dollar zu haben. Zwei Piloten kauften schließlich 1968 den Super Snake und gingen damit auf den Drag Strip. Über die Jahre wechselte das Auto noch einige Male die Besitzer, die scheinbar alle sehr gut mit den Wagen umgingen. Denn heute präsentiert sich der Wagen immer noch weitgehend unrestauriert und mit nur 26.000 Meilen auf dem Tacho. Der aktuelle Besitzer Richard Ellis trieb zuletzt sogar wieder vier originale alte, aber unbenutzte Good Year "Thunderbolt" in der richtigen Dimension auf!

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Der Super Snake steht zur Auktion

Nun allerdings will sich Mustang-Sammler Ellis von der Super-Schlange trennen. Am Freitag den 17. Mai kommt das Prachtstück in Indianapolis im Rahmen der Original-Spring-Classic-Auktion von Mecum unter den Hammer. Wir wollen hoffen, dass der neue Besitzer mit diesem ganz besonderen Mustang auch so pfleglich umgehen wird.

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www.mecum.com
www.supersnake.org

Fotos: David Newhardt, mit freundlicher Genehmigung von Mecum Auctions