Gegenkolbenmotoren: Zwei Kolben im Zylinder

Gegenkolbenmotoren: Zwei Kolben im Zylinder

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Ziemlich exotisch mutet eine Idee an, die von einem Flugmotorenhersteller stammt: der Junkers-Gegenkolbenmotor JuMo 205. Dieser erste Zweitakt-Diesel mit Abgasturbolader hat zwei gegenüberliegende Kurbelwellen, die sich sechs gemeinsame Zylinder teilen. Zum Verdichten laufen je zwei der zwölf Kolben auf einander zu, bis die dieseltypische Kompressionshitze erreicht ist. Dann spritzt die Dieselpumpe Kraftstoff in den verbleibenden Spalt, und der Arbeitstakt beginnt. Auf der einen Seite des Zylinders liegen die Einlass-, auf der anderen die Auslasskanäle. Sobald die Kolben die Kanäle freigegeben haben, bläst der Lader unter Hochdruck das Abgas in den Auspuff.

Für den Einsatz in Nutzfahrzeugen kam man bei Junkers auf eine noch schrillere Idee: Man ersetzte die zweite Kurbelwelle durch je zwei lange Schubstangen nach Lokomotiven-Art, mit denen der gegenüberliegende Kolben von der verbleibenden Kubelwelle bewegt wurde.
Zwei Kurbelwellen hat auch der BRM 75 H16 von 1966, der als einer der größten Flops in der Geschichte der Formel 1 gilt: Dieser Motor bestand aus zwei übereinander liegenden Achtzylinder-Boxern, woraus sich eine H-förmige Zylinderanordnung ergab. Dieses Dreilitertriebwerk hatte so viele bewegliche Teile, dass ein großer Teil seiner Kraft bereits an der inneren Reibung verpuffte.