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Die wahnsinnigste Rennserie aller Zeiten

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Lockeres Reglement mit vielen Freiheiten

Vor 50 Jahren startete die wahrscheinlich wildeste Rennserie aller Zeiten: Am 11. September 1966 fiel im kanadischen Mont Tremblant die Startflagge für den Canadian American Challenge Cup (kurz CanAm). Die Serie erhielt ihren Namen, weil die Meisterschaftsläufe sowohl auf US-amerikanischen, als auch auf kanadischen Rennstrecken ausgetragen wurden. Das besondere an der CanAm-Serie waren jedoch zweifellos die absolut faszinierenden Wagen. Gebaut nach dem damals geltenden Reglement der Gruppe 7, unterlagen die die Rennautos nahezu keinerlei Beschränkungen. Gefordert wurden lediglich Kotflügel, eine Windschutzscheibe (undefinierter Größe), zwei Sitze, ein Überrollbügel, ein Zweikreis-Bremssystem und ein integrierter Anlasser. In Punkto Motor bestand die einzige Restriktion darin, dass handelsübliches Benzin verwendet werden musste. Reifenbreite, Getriebe, Karosserieform oder auch das Motorenkonzept waren dagegen vollkommen freigestellt.

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Ein Seriensieger und echte abgefahrene Konstruktionen

Das freie Regelwerk führte rasch zu einer wahren Technologieschlacht. Im ersten Jahr holte John Surtees (der auch das Startrennen gewann) den Titel auf einem noch leidlich zivilen Lola T70 Spider. Doch bereits 1967 begann dann der Siegeszug der McLaren-Renner, die bis 1971 mit Denny Hulme, Peter Revson und Bruce McLaren selbst am Steuer die CanAm-Serie dominierten. Insgesamt konnten McLaren-Fahrzeuge 84 Siege in 9 Jahren verbuchen. Zwischenzeitlich versuchten allerhand Ingenieure mit immer aberwitzigeren Konstruktionen konkurrenzfähige Autos zu konstruieren. Unvergessen sind dabei so Fahrzeuge wie der Hoare Mac’s It Spl. von 1970, der mit vier Schneemobilmotoren und Allradantrieb antrat, oder die winzigen Rennwagen von Shadow, die teilweise nur kniehoch aufragten. Auch der Chaparral 2J, der zwar aussah wie ein rasender Schuhkarton, sich aber durch einen eingebauten Lüfter (mit Zusatzmotor) am Boden festsaugen konnte und dadurch unglaublich Kurvengeschwindigkeiten erreichen konnte, hat nachhaltig Eindruck hinterlassen.

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Der Leistungs-Höhepunkt und das Ende

Letztlich überzeugten aber immer wieder die recht konventionellen und vor allem leistungsstarken Fahrzeuge. Und so beganneen ab 1972 die Turbo-befeuerten Porsche 917/10K und 917/30KL alles in Grund und Boden zu fahren. Vor allem der von Mark Donohue gelenkte 917/30 war mit 1100 bis 1600 PS (im Qualifiying-Trim) bei nur knapp über 800 Kilogramm Gewicht ein wahres Monster - und blieb auch der deutschen Jugend als der absolute Supertrumpf in jedem Autoquartett im Gedächtnis. Die Amerikaner waren natürlich not amused und änderten für die 1974er Saison die Regeln, was dazu führte, das tatsächlich Jackie Oliver auf einem Shadow DN4A den Titel erringen konnte. Es sollte der letzte Sieger der klassischen CanAm-Serie sein, denn aufgrund der ausufernden Kosten und der Ölkrise beschlossen die Verantwortlichen das Ende. Von 1977 bis 1986 gab es zwar wieder eine CanAm, doch die vermochte mit ihren Formel-5000-Autos nicht mehr die gleiche Begeisterung zu entfachen, wie das noch die Wagen der zügellosen Gruppe 7 konnten.